Donnerstag, 18. Dezember 2014

Wir bekennen Farbe


Nachdem Andreas die Giebelwand soweit vorbereitet hatte, konnten wir ans Streichen gehen.

Tagelang hatte ich mich im Internet herumgetrieben auf der Suche nach Anleitungen für die Herstellung von Kalkfarbe. Es gibt ganz unterschiedliche Herangehensweisen die von der komplett eigenen Herstellung unter Zuhilfenahme von Weißkalkhydrat und Wasser (man nennt das sumpfen), was für uns aber nicht in Frage kam, da wir a) nicht den geeigneten Platz hatten und b) der gesumpfte Kalk (oder auch Sumpfkalk), analog zu einem guten Wein, mit der Zeit immer besser wird - und die Zeit hatten wir nun einfach nicht. 

Also suchte ich über ebay und wurde fündig; wir bestellten zunächst einen 10-Liter Eimer Malerkalk, der ein Jahr gesumpft worden war.



Wir wollten zunächst ausprobieren, ob die Farbe auch überhaupt decken und halten würde. Einige der Steine in der Wand wiesen immer noch alte Farbreste auf. Andreas hatte zwar versucht, sie mit Hilfe einer Diamantscheibe mit seinem Winkelschleifer abzuschleifen bzw. die Farbschicht aufzurauen, es war ihm allerdings nicht gelungen, die Farbreste komplett zu entfernen. 

Wir hatten also einen heterogenen Untergrund.
Und genau für diese Art von Untergrund sollte sich eine ganz besondere Mischung eignen, deren Rezept ich entdeckt hatte. Der magische Zusatzstoff heißt Kuhmist. Je frischer, desto besser. 
Also schneiten wir mit einem Eimer bei Martin von nebenan rein. Martin ist Landwirt und hält Milchkühe und hat folglich jede Menge Kuhmist, auch frischen. Als wir ihn um das braune Gold baten, tippte er zunächst auf Kürbisanbau. Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als wir ihm sagten, was wir damit vorhatten. 

Laut Rezept sollte der Kuhmist zunächst mit Wasser vermengt über Nacht stehen bleiben, um am nächsten Tag abgeseiht zu werden. Diese Mischung sollte dann ihrerseits mit Kalkfarbe gemischt werden. Gesagt, getan.



Der mit Wasser angesetzte Kuhmist.


Die gebrauchsfähige Kuhmist-Kalkfarbenmischung.

Entgegen der Angaben im Internet verbreitete unsere Spezialmischung keinen unangenehmen Geruch (und selbst wenn hätten wir ihn wohl gar nicht wahrgenommen, da wir uns ja im unmittelbaren Dunstkreis der Erzeuger sind - es riecht eben immer ein wenig ländlich auf der Baustelle, aber das wollten wir ja auch so...).
Und sie war sehr gut streichbar mit vorzeigbarem Ergebnis.


Die Giebelwand nach dem Spezialanstrich.

Dann ging es daran, die Kalkfarbe zu pigmentieren. Bis zu einem gewissen Grad kann man der der Kalkfarbe Farbpigmente beifügen - wenn man sich denn für eine Farbe entschieden hat.
Wir schwankten zwischen gar keinen Pigmenten (weiß ist doch auch schön), einem leichten Braunton (passend zu den Fenstern) und landeten letztendlich wieder bei Grau.

Also bestellte ich über ebay schwarze Farbpigmente und konnte mich anhand einer Farbskala, die ich ebenfalls im Internet gefunden hatte, mengenmäßig orientieren.
Zusammen mit Magerquark, Salz und Leinöl vermischten wir die gesumpften, also in Wasser gelösten Farbpigmente mit der Kalkfarbe und erhielten einen kräftigen Garauton.
Da Kalkfarbe die Eigenschaft hat nach dem Trocknen heller zu werden, sollte auch dieser Farbton heller werden. Zudem fand ich heraus, dass man mindestens drei Anstriche brauchte - woraufhin ich in Panik einen weiteren Eimer des Malerkalks bestellte.

Das Streichen entpuppte sich als eine sehr angenehme Aufgabe: die Farbe riecht gut, lässt sich (auch wenn sie uns zunächst doch sehr wässrig erschien) gut mit breiten Pinseln (für die Flächen) und Kuttenleckern (für die Ecken und Winkel) streichen und kostet einen Bruchteil der gängigen Fassadenfarben. Lediglich die Mehrarbeit durch das mehrmalige Streichen macht sich bemerkbar. 
Beachten sollte man allerdings immer, dass die zu streichende Fläche vor dem Streichen gut angefeuchtet werden muss und man nicht in der prallen Sonne streichen sollte, da die Farbe dann zu schnell trocknet, merkwürdig verläuft und nicht wirklich hält.
Auch nicht unwichtig war es, die Fenster vor dem Einsatz der ganzen kalkhaltigen Komponenten abzukleben, da man Kalk zwar in Form von Mörtel oder Putz zusammen mit Holz verarbeiten kann, der Kalk allerdings auch das Holz bzw. das Holzschutzöl angreift und unschöne Flecken hinterlässt, die sich nur schwer bis gar nicht entfernen lassen.
Dank unserer Spezial-Grundierung hielt die pigmentierte Kalkfarbe sogar auf den Steinen, die noch Farbreste aufwiesen.

Als letzten Arbeitsgang sprühten wir eine Mischung aus in heißem Wasser gelöste reine  Seife auf die Wand. Dies sollte verhindern, dass die Wand bzw. die Farbe sich unnötig mit Regenwasser vollsaugt und somit eine längere Haltbarkeit der Farbe gewährleisten.

Und auch hier konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Wir waren stolz auf unser Werk.

Beim Trocknen nach dem ersten Farbanstrich.

Nach insgesamt drei Farbanstrichen, nun mit Mauerankern, hölzerner Dachblende  und ohne Gerüst.




2 Kommentare:

Borch hat gesagt…

Das ja mal eine geniale Idee und sieht wirklich sehr schön aus. Respekt.

VG
Borch

Andreas und Steff hat gesagt…

Danke!
Ich werde das Lob gleich mal an den Baumeister weiterleiten!
Wir haben immer noch viel Freude an der vielen Arbeit, die da noch auf uns wartet... ;-)

Steff