Sonntag, 21. Dezember 2014

Der Lack muss ab


Während Andreas sich mit Feuereifer auf das Einbauen der Fenster gestürzt hatte - eine Arbeit, bei der ich eher nur assistieren konnte (Steine grob reinigen, stapeln, wässern vor dem Mauern, ...), da mir hier schlicht die handwerklichen Kenntnisse fehlen - suchte ich mir auch eine Aufgabe: die freigelegten Holzbalken.

Die freigelegten Holzbalken.

Wir möchten die Balken im Sichtbereich lassen, aber optisch waren sie im einstigen Ist-Zustand nicht gerade überzeugend. In anderen Worten: der Lack musste ab!



Die meisten Balken waren von mehreren, unterschiedlich dicken Farbschichten überzogen, die es nun zu entfernen galt. Da ich so etwas schon das eine oder andere Mal getan hatte, machte ich mich also ans Werk. 

Das Gerät meiner Wahl war zunächst ein Heißluftföhn (billigster Bauart) und ein Spachtel, mit dem ich die erweichten Lackschichten abziehen konnte. Das klappt an einigen Stellen bilderbuchmäßig, an anderen Stellen hatte ich arg zu kämpfen, da die Weichholzbalken alle unterschiedlich sind; einige harzen wie verrückt, andere hatten andere Lackschichten erhalten - kurzum: jeder ist individuell. Worauf man aber beim Föhnen achten sollte ist, unbedingt zu Lüften. Die sich entwickelnden Gase riechen nicht gerade angenehm und sind bestimmt auch nicht gesund.
Trotz aller Widrigkeiten, war ich mit meinem ersten Ergebnis zufrieden.

Die abgeföhnten Balken.

Nun musste stärkeres Gerät ran. 
Ich probierte zunächst meinen Exzenterschleifer (Andreas nennt ihn liebevoll Schwabbel) aus - eine mühevolle und, auf Dauer, frustrierende Arbeit, da ich nicht so recht vorankam. 
Größeres Gerät musste ran. Andreas drückte mir seinen alten Winkelschleifer (gefühltes Gewicht gute 5 Kilo) in die Hand, zusammen mit einer handvoll Schleifblätter unterschiedlicher Körnung. 

Der Vorteil war, dass ich endlich in realistischer Zeit Resultate sah und meine Oberarmmuskulatur auf Vordermann brachte. Nachteilig war, daß ich - bedingt durch das Gewicht der Maschine - immer wieder Zwangspausen machen musste, und nicht annähernd so schnell vorankam, wie ich es mir wünschte. Vor mir lagen schließlich gefühlte etliche Kilometer von Balken im Erdgeschoss, die Ringbalken, Balken und Zangen im ersten Stock blendete ich erst einmal aus.

Also machte ich mich auf die Suche nach einem Winkelschleifer, den ich auch locker halten konnte und dessen Umdrehungszahl sich regulieren ließ, denn ich hatte festgestellt, daß sich die Schleifblätter bei einer niedrigeren Umdrehungszahl nicht ganz so schnell mit Lackresten zusetzten.
Und so fand und orderte ich meinen kleinen Bosch Winkelschleifer; handlich, leicht, regelbar - und passt sogar in meine Handtasche!

Als ich im Fachhandel (Baumärkte sind mittlerweile nicht mehr meine erste Wahl, wenn es um Werkzeug, Werkzeugzubehör und Baumaterial geht) wieder einmal Schleifscheiben in 16er und 24er Körnung kaufen wollte, stolperte ich über Reinigungsscheiben (Andreas nennt sie Schleifkekse). Diese Scheiben sind aus hartem Kunststoff, sehen aus wie schwarze, grobe Schwämme und sind eigentlich für das Entrosten oder andere Arbeiten mit Metall vorgesehen. 
Nach einem Testdurchgang sind sie meine neuen Favoriten für das Abschleifen von Lackresten und Farbe im Allgemeinen. Allerdings haben sie nur eine begrenzte Standzeit, je nach Untergrund der bearbeitet wird; deshalb kaufte ich - trotz des recht stolzen Preises - lieber gleich zwei oder drei.

Meine Vorgehensweise habe ich mittlerweile für mich optimiert. 
Farbschichten trage ich, wenn sie nicht zu dick sind, mit den Schleifkeksen ab. 
Dann kommt der Winkelschleifer zum Einsatz, die Körnung variiert je nachdem, was mich an Oberflächen erwartet. 
Für die geteerten Balken der Darkrooms begann ich mit 16er Körnung, gefolgt von 24er. Der Masterplan war, noch einmal mit 60er oder 80er Scheiben darüberzuschleifen, aber das muß ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, da ich die Balken so, wie ich sie jetzt hinbekommen habe, ganz in Ordnung finde.
Wichtig sind allerdings noch zwei weitere Utensilien: Atemschutz und Brille. 
Der Atemschutz ist bei generellen Schleifarbeiten ein absolutes Muss. 
Da ich viel überkopf schleife, brauche ich auch eine Brille, da ich nicht blind schleifen will.  Nachteilig ist nur, daß die Brille bei Temperaturunterschieden innen Kondenswasser bildet, was wiederum zu Zwangspausen zwecks Reinigung führt, aber das nehme ich nun in Kauf. 
Mittlerweile bin ich zudem noch dazu übergegangen, mir eine Strickmütze aufzusetzen (es dauert immer ein wenig, bis der Ofen Wärme schmeißt, und gerade in den hinteren Räumen dauert es ewig, bis es warm wird), um mir das permanente Haarewaschen zu sparen. 

Die ersten abgeschliffenen Balken.

Natürlich werden wir die Balken noch behandeln. 
Nach einiger Internetrecherche sind wir auf eine zu erwärmende Mischung aus Leinöl und Terpentinbalsamöl gestoßen, haben beides bestellt und warten jetzt nur darauf, daß ich mal mit den letzten Balken im unteren Bereich zu Potte komme, um die Mischung einmal auszuprobieren.


Und da ich gerade so schön am Schleifen war, habe ich die Tür, die sich noch im Segmentbogen befindet und irgendwann einmal die Nebeneingangstür werden soll, auch gleich noch fertig gemacht und analog zu den Fenstern behandelt.

Unsere zukünftige Nebentür


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