Freitag, 18. November 2016

Danz op de Deel (Parterre)


Es ist warm im Haus (Onkel Peters Heizungsbaukünsten und Pelletkessel sei Dank) und wir konnten bisher auch keine weiteren Leckagen beklagen - der Weg war also frei uns endlich um unsere verbleibenden Fußböden zu kümmern.
Zwar hatten wir Bedenken bezüglich der Menge an Dielen, die uns nach dem Verlegen des Fußbodens oben noch blieb (was nicht in erster Linie am Verschnitt sondern an der Qualität der Bretter lag: einige waren schlicht und ergreifend derart eingerissen, dass wir sie nur noch als Ofenfutter nehmen können), wollten aber erst einmal einfach loslegen und sehen, wie sich die Sache entwickeln würde. Bauchgefühl rules!

Andreas begann im Wohnzimmer.
Zunächst bastelte er aus Dachlatten eine Unterkonstruktion, an die er später die Dielen festschrauben konnte. Zwischen die Dachlatten montierte er kurze Lattenstücke als Abstandshalter, so dass die Dachlatten parallel ausgerichtet waren. Und dann kam das fummelige austarieren. Bewaffnet mit einer großen Wasserwaage und diversen kleinen Holzplättchen unterschiedlicher Dicke sprang er bald hier hin, bald dort hin und sorgte dafür, dass die Unterkonstruktion auch eben war. Unter die Holzplättchen legten wir noch Windpappe um zu verhindern, dass eventuelle Feuchtigkeit sich über die Holzklötzchen hocharbeitet.


Beginn der Unterkonstruktion.


Fertige Unterkonstruktion.

Montag, 7. November 2016

Onkel Peter war endlich da - oder: es wird endlich warm!


Als das letzte Jahr sich seinem Ende zuneigte kamen wir auf die glorreiche Idee uns einen halbautomatischen Pelletkessel zu kaufen - was wir haben, das haben wir, dachten wir uns und zuckelten mit Andreas' bravem Kastenwagen in die Nordschleswiger Einöde um das gute Stück, nachdem wir es eine Woche vorher live gesehen hatten, auf unsere Baustelle zu holen.

Zuvor hatten wir uns ewig lange den Kopf zerbrochen, was für eine Heizung wir denn nun haben wollten. Unsere gedanklichen Spaziergänge führten uns von lediglich einem wasserführenden Ofen plus Solaranlage (spartanisches Heizen) über Geothermie (nein, wir möchten keinen Kredit aufnehmen) zu einer Erdgasheizung (auf einen Gastank im Garten können wir gut verzichten und der lokale Anbieter lässt sich jeden Meter Gasleitung quasi vergolden) und letztlich zu einer Pelletheizung. 
Unsere Freundin Jette in Dänemark besitzt einen solchen Pelletkessel, allerdings ein älteres und wesentlich größer dimensioniertes Exemplar (größeres Haus => größere Anlage). Soweit waren wir uns einig. 
Sehr viel Wert legte Andreas auf einen sogenannten Kombikessel, also einen Heizkessel, der nicht nur Pellets, sondern auch andere Festbrennstoffe verwerten kann. So machte ich mich auf die virtuelle Suche und pflügte mehrmals quer durch das Netz.
Für uns relevante Angebote gibt es in erster Linie im osteuropäischen Raum; so bauen sowohl die Polen als auch die Tschechen derartige Heizkessel. Da wir allerdings auch Wert auf Unterstützung im Notfall durch einen Ansprechpartner und das Einhalten von Emissionsgrenzen legten (unser Schornsteinfeger, Torben, hob mahnend den Zeigefinger, dass er uns eine dahergelaufene Ostblockkiste nicht abnehmen würde...), verglich ich die vorhandenen Angebote mit der Bafa Liste. Was da drauf ist, ist safe.
So wurden wir auf die Firma Sonnewärme Direkt GmbH aufmerksam. Neben Solaranlagen vertreibt sie auch Pelletkessel, darunter den Salamander P20, der im Notbetrieb auf Holzscheite umgerüstet werden kann. Der Salamander erscheint zudem noch auf der Bafa-Liste und passte preislich in unser Budget - top!

Wir holten unseren Salamander (der, wie wir herausfanden, weder aus Tschechien noch aus Polen sondern aus Bulgarien stammt und unter der Bezeichnung Burnit WBS Active-Pell von der Firma Sunsystem gebaut wird - es gibt auch lustige Videos auf youtube...) zusammen mit einem preisreduzierten Brenner (war etwa zwei Wochen in Betrieb gewesen und spricht nur Englisch), einer Pumpe und einem Pelletsilo. Erstaunlicherweise passte alles in Andreas' hübschen Kastenwagen.
Der Kessel stand von da an bald links, dann rechts und schließlich wieder links in Andreas' Werkstatt - wir waren uns bezüglich des Standorts zunächst etwas unschlüssig und rollten das gute Stück auf alten Besenstielen bald hierhin, dann dorthin. Links blieb er dann, schließlich sollte er auch noch seinen Schornstein erhalten. 

Den Edelstahlschornstein konnte uns Torbens Geselle, Christian, recht günstig organisieren.
Trotz emsiger Recherche im Netz und stundenlangem Vergleichen von Angeboten kamen wir auf Christians Angebot zurück, da wir qualitativ mit ihm auf der sicheren Seite waren.
Und so machte sich Andreas im Frühherbst an das Aufstellen des Edelstahlmonsters.
Wie auch bei Brunos Anschluss, musste erst einmal ein Loch her.

Der Bauherr am Bohren und Pickern.

Das geht, in Ermangelung eines Kernbohrers, wie gehabt ganz gut mit einer Bohrmaschine. Also erst einmal jede Menge kleine Löcher bohren.


Schweizer Käse innen...


... und außen.

Dann kam der Steinmetz in Andreas durch. Mit Hammer und Meißel arbeitete er das Runde ins Eckige.


Der 150mm Durchbruch.

Als ich am folgenden Nachmittag nach der Arbeit auf unserer kleinen Baustelle aufschlug, verschlug es mir fast den Atem: Andreas hatte den 4,5 m hohen Schornstein alleine aufgestellt.


Der Schornstein steht.

Da es in unseren Breiten nicht ganz unwindig ist (will sagen: es stürmt regelmäßig), hatte Christian Andreas empfohlen, den Schornstein zusätzlich mit Stahlseilen abzusichern. Gesagt - getan.


Die Abspannseile sitzen.

Zum krönenden Schluss konnte der Bauherr den Kessel durch ein Rauchrohr anschließen.


Voilà: Kessel rauchtechnisch angeschlossen.

Da wir nicht sicher waren, wann wir Torben vor vollendete Tatsachen stellen müssen, riefen wir ihn vorsichtshalber an und ließen ihn einen Blick auf unser bisheriges Werk werfen. 
Er war begeistert, insbesondere natürlich vom Schornstein bzw. dessen penibler Aufstellung.


Ein Genuss für unseren Schornsteinfeger.

Dann machten wir erst einmal Urlaub bei meiner lieben Verwandtschaft in der Schweiz; Sonne tanken, tollen Wein und gutes Essen genießen und runterkommen vom Bau.

Der Masterplan bestand im Folgenden darin,  dass Andreas' Onkel Peter uns die Heizungsanlage bauen und auch die Brauchwasserleitungen legen sollte.
Onkel Peter ist seines Zeichens gelernter Schlosser, hat aber, zunächst mit seinem Vater (Andreas' Opa) unzählige Heizungsanlagen gebaut, oldschool, d.h. im Hartlötverfahren mit Kupferrohren, Fittings und allem, was sonst noch so dazu gehört.
Genau das wollte Andreas, der nicht viel von dem neuen Quetschverfahren hält; in unserer jetzigen Bleibe hat sich so eine Quetschverbindung einmal als undicht entpuppt, was weniger schön war.
Und eigentlich sollte Onkel Peter direkt nach unserem Urlaub in der Schweiz mit dem Heizungsbau anfangen, da Andreas und ich auch noch eine Woche Urlaub hatten und ihm so hätten zur Seite stehen können.
Hätte, könnte, sollte - war aber nicht. Aufgrund von Krankheitsfällen in seiner Familie war Peter zu Hause unabkömmlich, also verschob sich der Termin ein wenig. 
Insgesamt kam er zwei Mal, einmal für ein langes Wochenende, dann noch einmal für eine Woche. Und gab - sowohl handwerklich als auch verbal - Gas.
Andreas und Peter machten bei einer umfassenden Begehung einen monsterlangen Einkaufszettel für den Fachhandel in der nächsten Kreisstadt. Natürlich ergab sich hier und dort Nachkaufbedarf, so dass die beiden letztlich mehrmals dort hinfahren mussten, bis schließlich alle Teile vorhanden waren.

Und dann legte Onkel Peter los.
Meter für Meter verband er Kupferrohre unterschiedlicher Durchmesser mittels sog. Fittings lötenderweise miteinander.
Am ersten Wochenende konzentrierte er sich auf die Brauchwasserleitungen, so dass wir nach seiner Abreise eine erste Kaltwasser-Zapfstelle in der Waschküche und endlich eine Toilettenspülung hatten - das Ende unseres Wassereimer- und Gartenschlauch-Daseins.
Es gelang ihm auch, erste Heizkörper miteinander zu verbinden.



Unentbehrlich beim Hartlöten: Azetylen und Sauerstoff.


Onkel Peter voll in seinem Element.


Endlich eine richtige Toilettenspülung.

Als sich Onkel Peters zweiter Besuch ebenfalls zu verschieben drohte, sprang Andreas kurzentschlossen ins Auto und holte ihn ab - schließlich wollten wir gerne heizen können angesichts der sinkenden spätherbstlichen Temperaturen.
Wieder begutachteten Onkel und Neffe das vorhandene Werk, erstellten einen Einkaufszettel und kamen mit weiteren, gefühlten  Kilometern Kupferrohrs und diversen Kleinteilen im Karton zurück.
Und Onkel Peter biss sich durch; er werkelte bald hier, bald dort und sprang, immer emsig redend, von einer Minibaustelle zur nächsten.


Erste angeschlossene Heizkörper...


... und noch mehr Heizkörper...


... ein Regler für die Fußbodenheizung...



... ein Heizkörper im kleinen Zimmer...



... einer im Schlafzimmer...



... und einer in der kleinen Toilette.




Die erste Anlage wächst...


Onkel Peter in seinem Element.


Kopfzerbrechen bereitete ihm allerdings die Zusammensetzung der Heizanlage.
Laut Schema, das wir in der Bedienungsanleitung entdeckten, sollte die Anlage einen Bypass erhalten und sowohl die Pumpe als auch das Ausdehnungsgefäß sollten in den Rücklauf eingebaut werden. Für Onkel Peter war dies bar jeder Logik, aber er folgte brav dem Schema, was ein grober Fehler war, wie sich später herausstellte.
Als Wir die Anlage probeweise in Betrieb nehmen wollten, sprang nach kurzer Zeit die thermische Ablaufsicherung an, da sich das erhitzte Wasser trotz Pumpe lediglich innerhalb des Bypasses bewegt haben musste.
Nun entspricht unsere Minianlage auch nicht den schematisch dargestellten Maxianlagen, die zudem noch Solarthermie und diverse, gewaltige Pufferspeicher umfassen.
Also bissen die Männer in den sauren Apfel, ließen das Wasser ab, demontierten den Bypass und änderten die Anlage dahingehend ab, dass eine neue, kräftige Pumpe in den Vorlauf kam, zusammen mit einem weiteren Ausdehnungsgefäß, das sie vor dem Brauchwasserspeicher montierten, und beseitigten nebenbei noch die einzige Leckage, die Onkel Peter innerhalb seiner bestimmt über Hundert Lötstellen unterlaufen war.

Dann folgte ein weiterer Test.
Die Anlage sprang an, heizte was das Zeug hielt und beförderte das Warmwasser (inklusive des obligatorischen Lufteinschlusses, dessen wir, Schnüffelstücks und diversen Entlüftungen an allen Heizkörpern sei Dank, langsam aber sicher Herr werden) überall dorthin, wo es gebraucht wurde.
Lediglich der Temperaturfühler im Kessel zeigte Werte an, die utopisch waren. Hardwaremäßig waren wir also auf der sicheren Seite und feierten dies mit einer Flasche Sekt.

Als Andreas seinen Onkel einen Tag später wieder nach Hause fuhr, nahm ich mir die Steuerung des Pelletbrenners noch einmal in Ruhe vor. Eine Steuerung ist schließlich nur ein Computer, und da diese in der Regel "dumm" sind und nur das tun, was man ihnen mitteilt, wollte ich den schrägen Messwerten des Temperaturfühlers so auf die Schliche kommen.
Durch viel Trial-and-Error, Spucke und Geduld gelangte ich in das System (das dafür benötigte Passwort ist in der Bedienungsanleitung nicht wirklich eindeutig dargestellt und an einem Samstag erreicht man natürlich niemanden...), notierte mir die voreingestellten Werte des Pelletbrenners bzw. seiner Steuerung (die nicht mit denen der Anleitung korrespondieren, aber das können wir jetzt, wo ich weiß wie es geht, auch ändern) und rätselte weiter bezüglich des Sensors für die Kesseltemperatur. Ich testete einen anderen, kleineren Sensor, den ich probehalber anschloss; dieser zeigte korrekte Werte.
Als Andreas wieder da war, schloss er den kleinen Sensor dort an, wo der große mit den verfälschten Werten gesessen hatte. Wir starteten die Anlage erneut und siehe da: die Werte stimmten! Die Flasche Sekt des Abends war also gesichert.

Jetzt müssen wir uns lediglich mit dem Feintuning auseinandersetzen: wie viele Pellets in welcher Zeit in welchen Intervallen, wie oft automatisch reinigen, welche Temperatur im Vorlauf, etc.
Und dann darf Torben gerne zum Messen kommen.
Bis dahin soll die Anlage erst einmal das tun, wozu sie da ist: das Haus, das schon lange Jahre keine funktionierende Heizungsanlage gesehen hat, langsam aber sicher aufwärmen und warm halten, und auch gerne warmes Brauchwasser bereiten.


Die Waschküche: biomechanische Schaltzentrale mit Zapfstelle.



Die "neue" Heizungsanlage - dekoriert mit feuchten Lappen vom Luftablassen.



Die Steuerung des laufenden Systems.


Eine prima Idee kam Onkel Peter noch beim Bauen der Heizungsanlage.
Er bereitete zwei Zugänge oberhalb des Warmwasserspeichers vor und versprach im kommenden Jahr wiederzukommen, um uns doch noch ein wenig Solarthermie zu installieren.
Anders als bei den großen, konventionellen Anlagen reichen für unseren Bedarf schon etwa 2 Quadratmeter große Solarkollektoren, die vom Frühjahr bis zum Herbst das Brauchwasser erwärmen können. Die Heizung könnte dann in den Sommerschlaf gehen, und sollte es doch noch frisch werden, können wir auf unseren Bruno zurückkommen oder immer noch die Anlage wieder hochfahren.