Mittwoch, 21. September 2016

Endlich eine Absturzsicherung!


Um unser kleines Projekt weiter voranzutreiben, beschloss der Bauherr. daß es nun an der Zeit war sich mit der Absturzsicherung der oberen Etage auseinanderzusetzen. 

Schon der eine oder andere Besucher hatte sich, z.T. händchenhaltend, nach oben getraut und es dabei belassen. Eine Überquerung der Gangway war für einige aufgrund des zu hohen Nervenkitzels einfach nicht drin, und auch wir möchten später nicht im Halbschlaf oder im Halbdunkeln danebenliegen... 
Es wurde also höchste Zeit ein Geländer zu basteln.

Von einer seiner letzten Einkaufstouren bei Wilhelm hatte Andreas im Sommer einige massive Hölzer mitgebracht; später bearbeitete er sie dahingehend, als daß er sie nach unten hin spitz zusägte, sie stellenweise mit Bohrungen versah, die Stirnseiten schliff und die Pfosten an den Ecken faste. 
Von mir erhielten sie eine Schicht Halböl (Balsamterpentin-Leinölfirnis-Mischung) und oxidierten dann eine Weile oben vor sich hin.

In der Zwischenzeit (also: vor dem Bohren der Löcher in die Hölzer) war Andreas in sich gegangen und hatte sich mit der Realisierung des Geländers auseinandergesetzt. 
Und noch lange davor hatten wir diskutiert, wie die Geländer denn überhaupt gestaltet werden könnten: komplett aus Holz, komplett aus Metall, metallene Stützpfosten mit hölzernen Streben oder hölzerne Stützpfosten mit metallenen Streben. 

Der Bauherr entschied sich für Letzteres. 
So fuhren wir dann ins Nachbardorf, in dem es eine kleine Schmiedewerkstatt gibt, und bestellten dort die Streben aus Schwarzstahl, in verschiedenen Längen und teilweise mit Laschen an den Enden, was das direkte Verschrauben mit Balken und anderen Hölzern erleichtert. 
Bereits einige Tage später konnten wir die Streben abholen und waren erstaunt über den niedrigen Preis. 
Der Haken an der Sache lag im Umgang mit dem metrischen System: im Metallbau (und auch diese kleine Dorfschmiede bildet hier keine Ausnahme) werden Längen in Millimetern angegeben, während in der steinverarbeitenden Branche in Zentimetern gerechnet wird. 
Mit einem Schulterzucken nahmen wir das kleine Eimerchen mit den kleinen Miniaturstreben mit und orderten die Streben ein zweites Mal - in Millimetern. Die kleinen Streben seien nicht vergeudet, sagte Andreas; er wolle sie an anderer Stelle einbauen.
Wieder einige Tage später konnten wir dann die Streben in den Längen abholen, die wir benötigten. 

Und dann konnte es losgehen.
Andreas verschraubte die ersten Geländerpfosten mit der Gangway, verband die mittleren Pfosten hier und da unter Zuhilfenahme gelaschter und gewinkelter kurzer Streben links und rechts mit einem unserer Balken und fummelte (natürlich nicht, ohne brummelig zu werden, denn die Streben waren widerspenstig und weigerten sich vereinzelt in bzw. durch die Löcher zu passen) die Schwarzstahlstreben in bzw. durch die Bohrungen.
Da die langen Schwarzstahlstreben natürlich nicht unseren Dimensionen entsprachen, mußte der Bauherr sie individuell einkürzen.



Alle einzeln auf unsere Maße abgestimmt.


Die ersten Pfosten, Quer- und Längsverstrebungen.


Voilà - die Gangway hat ein Geländer.

Und weil es an der Gangway so gut geklappt hatte, machte er in den folgenden Tagen an den noch ungesicherten Seiten nach demselben Prinzip weiter: Pfosten anschrauben, erst einige Querverstrebungen vornehmen und dann noch  die Längsstreben reinfummeln.
Alle Metallteile versah ich mit einer dünnen Schicht Halböl, da geöltes Metall nicht rostet bzw. ich im Internet auf irgendeiner schlauen Seite darüber gestolpert bin, daß man Metall mit Leinöl konservieren kann.


Pfosten mit kurzen Querverstrebungen.


Und dann auch mit den langen Längsstreben.


Rundum absturzgesichert.


Und zum Schluß noch hübsch verblendet.


Gedanken müssen wir uns nun noch um einen passenden Handlauf machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß Andreas auch dafür wieder eine recht praktikable und optisch angenehme Idee haben wird.


Samstag, 17. September 2016

Die hinterste Ecke


Was der Sommer uns an Sommerlichkeit vorenthalten hatte, machte der Frühherbst im September mit seinen durchaus sommerlichen Temperaturen wett. Und bot uns somit die Gelegenheit, uns mit noch ausstehenden Außenarbeiten zu beschäftigen.
Als da war: den hinteren Teil des Anbaus bzw. der Werkstatt endlich einmal äußerlich anzupassen - eine Aufgabe, die wir ewig vor uns hergeschoben hatten, zumal wir uns nicht so häufig hier aufhalten und das Drama somit nicht unbedingt augenscheinlich war.


Die hinterste Ecke nach dem Pickern.

Freitag, 9. September 2016

Saft


Nach unseren rigorosen Entkernungsbemühungen zu Beginn unseres kleinen Projekts, in deren Rahmen wir sowohl die reguläre verlegten Stromkabel als auch die abenteuerlichen Verdrahtungen mit Klingeldraht (scheinen ja gut funktioniert zu haben...) herausgerissen hatten (und nebenbei auch noch auf uralte, aluminiumkaschierte, totgelegte Verdrahtungen aus sehr alten Zeiten unter den abgehängten Decken stießen), bestand unsere Stromversorgung lediglich aus einer Art Baustrom.
Zwei Feuchtraumsteckdosen, direkt an der alten Verteilung angeschlossen, begleiteten uns bis zum Frühjahr dieses Jahres.


Übersichtlich: Baustrom auf einer Phase.


Da weder der Held am Bau noch ich besonders versierte Elektriker sind (für marginale Installationen von z.B. Steckdosen, Lichtschaltern und Lampen sind unsere Kenntnisse ausreichend), bestellten wir uns einen Elektriker.
Der junge Mann stellte fest, daß das gesamte Haus nur auf einer Phase lief (gängig sind heutzutage drei Phasen). Also benötigten wir zusätzlich zu einem Einfamilienhaus-Stromverteilerkasten auch noch einen neuen Stromzähler.
Innerhalb kürzester Zeit montierte der Elektriker einen neuen Stromverteilerkasten, der unserer Ansicht nach gut und gerne ein gesamtes Hochhaus, zumindest aber unseren Einfamilienpalast mit Strom versorgen kann.


Verteilerkasten für Einfamilienpaläste - hier noch mit dem alten Zähler.

Für den Einbau des neuen Zählers war dann der regionale Netzversorger zustandig.
Also vereinbarten wir einen Termin, an dem sowohl der Elektriker als auch der Vertreter des Netzversorgers vor Ort waren - Andreas sagt, sie hätten sich gegenseitig auf die Finger geguckt beim Einbau des neuen Zählers. Stromtechnisch waren wir seitdem auf der sicheren Seite.


Einfamilienpalastverteilerkasten mit neuem Zähler und ersten angedachten Kabeln.

Dann ging es an die Verkabelung.
Zufällig begeneten wir auf einer Geburtstagsfeier Jürgen, einem Freund von Andreas, und erzählten ihm von unserem Projekt.
Als ehemaliger Student der Elektrotechnik (er ist überhaupt sehr vielfältig ausgebildet), begannen seine Augen zu leuchten, und nach dem Satz "Elektrik ist meine Leidenschaft!" erkohren wir ihn zu unserem Haus-und-Hof-Verdrahtungskönig mit freier Handhabe.
Er kam vorbei, sah sich alles in Ruhe an, lauschte unseren Wünschen bezüglich Steckdosen, Lichtschaltern und anzuschließenden Geräten, und machte sich mit einer Engelsgeduld einen Plan.
Uns hinterließ er eine Einkaufsliste und den ersten (von mittlerweile fünf) Terminen.

Bezüglich der Verdrahtung hatten wir (will sagen: Andreas) bestimmte Vorstellungen.
Die Verkabelung sollte aufputz sein, da ein Schlitzen der Wände zum einen sinnentleert (weil Mauerwerk im Sichtbereich) gewesen und zum anderen extrem dreck- und arbeitsintensiv geworden wäre.
Farblich wollten wir schwarzes Kabel haben, das mit Bakelitschellen (ebenfalls schwarz) an den Wänden befestigt werden sollte.
Also orderte ich gefühlte Kilometer Erdkabel in verschiedensten Diametern, sowie auch hunderte von Bakelitschellen.
Stecker und Steckdosen entdeckten wir in der Ostalgieecke.
Sie sind ein wenig älter, unbenutzt, aufputz, rund, schlicht und - leider - weiß. Aber auch dieses Problem ließ sich, Rallye Spray sei Dank, beheben; es war nur ein wenig fummelig alle Teile vor dem Lackieren auseinanderzuschrauben, aber um das Zerlegen wären wir für die spätere Montage auch nicht herumgekommen.


Ostalgie Schuko-Steckdose; hier: Doppelsteckdose.


Ostalgie Lichtschalter; hier: Wechselschalter.


Und dann kam Jürgen zum ersten Verkabeln.
Unser kleines Projekt verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in eine Kabelmeduse - überall verliefen nun schwarze Kabel in unterschiedlichen Stärken durch die Räume, verzweigten sich hier und da, und entpuppten sich vereinzelt als böse Stolperfallen.


Kilometerweise Kabel...


... inklusive erster Unterverteilungen.

Bei seinem nächsten Besuch gelang es Jürgen nicht besonders gut, seine Enttäuschung über den von uns nicht geleisteten Fortschritt (Kabel an den Wänden fixieren, Steckdosen und Schalter anbringen, vorhandene Lampen verdrahten - wir hatten uns seinerzeit auf den Carportbau konzentriert) zu verbergen. Er arbeitete trotz dessen mit stoischer Gelassenheit weiter, während wir beiden uns daran machten, ihm zuzuarbeiten.

Bei seinem dritten Besuch war er voll des Lobes - wir hatten einen Schlag reingehauen und wie am Fließband Steckdosen und Lichtschalter verkabelt und auch alle verfügbaren Lampen angerickert - Andreas mochte in dieser Zeit keine Kabel mehr sehen.
Und, nach äußerst detaillierter Prüfung aller Leitungen, setzte er die Verkablung unter Feuer. Bis auf eine Steckdose, die wir versehentlich falsch angeschlossen hatten (und die mit einem lauten Knall die Sicherungen rausfliegen ließ, was ja auch die Aufgabe eines FI-Schalters ist), lief alles reibungslos.

Als Jürgen das vierte Mal bei uns aufschlug, sahen wir langsam das Licht am Ende des Tunnels.
Wir waren zwar noch am Verkabeln von Andreas' Werkstatt, und es fehlen auch noch zwei Außenlampen, aber es gelang unserem Elektrik-König, auch die Werkstatt unter Strom zu setzen. Dieses Mal ohne irgendwelchen Fehlverdrahtungen.
Wenn er dann ein fünftes und letztes Mal kommt, sollten wir alle elektrischen Tüfteleien in und an unserem kleinen Projekt erledigt haben.


Licht und Strom in der Waschküche...


... in der Werkstatt links...


... und rechts...


... im Badezimmer...


... im kleinen Zimmer...


... im Flur...


... vor der Haustür...


... im Schlafzimmer...


... im Flur oben...


... und in der Küche.