Um unser kleines Projekt weiter voranzutreiben, beschloss der Bauherr. daß es nun an der Zeit war sich mit der Absturzsicherung der oberen Etage auseinanderzusetzen.
Schon der eine oder andere Besucher hatte sich, z.T. händchenhaltend, nach oben getraut und es dabei belassen. Eine Überquerung der Gangway war für einige aufgrund des zu hohen Nervenkitzels einfach nicht drin, und auch wir möchten später nicht im Halbschlaf oder im Halbdunkeln danebenliegen...
Es wurde also höchste Zeit ein Geländer zu basteln.
Von einer seiner letzten Einkaufstouren bei Wilhelm hatte Andreas im Sommer einige massive Hölzer mitgebracht; später bearbeitete er sie dahingehend, als daß er sie nach unten hin spitz zusägte, sie stellenweise mit Bohrungen versah, die Stirnseiten schliff und die Pfosten an den Ecken faste.
Von mir erhielten sie eine Schicht Halböl (Balsamterpentin-Leinölfirnis-Mischung) und oxidierten dann eine Weile oben vor sich hin.
In der Zwischenzeit (also: vor dem Bohren der Löcher in die Hölzer) war Andreas in sich gegangen und hatte sich mit der Realisierung des Geländers auseinandergesetzt.
Und noch lange davor hatten wir diskutiert, wie die Geländer denn überhaupt gestaltet werden könnten: komplett aus Holz, komplett aus Metall, metallene Stützpfosten mit hölzernen Streben oder hölzerne Stützpfosten mit metallenen Streben.
Der Bauherr entschied sich für Letzteres.
So fuhren wir dann ins Nachbardorf, in dem es eine kleine Schmiedewerkstatt gibt, und bestellten dort die Streben aus Schwarzstahl, in verschiedenen Längen und teilweise mit Laschen an den Enden, was das direkte Verschrauben mit Balken und anderen Hölzern erleichtert.
Bereits einige Tage später konnten wir die Streben abholen und waren erstaunt über den niedrigen Preis.
Der Haken an der Sache lag im Umgang mit dem metrischen System: im Metallbau (und auch diese kleine Dorfschmiede bildet hier keine Ausnahme) werden Längen in Millimetern angegeben, während in der steinverarbeitenden Branche in Zentimetern gerechnet wird.
Mit einem Schulterzucken nahmen wir das kleine Eimerchen mit den kleinen Miniaturstreben mit und orderten die Streben ein zweites Mal - in Millimetern. Die kleinen Streben seien nicht vergeudet, sagte Andreas; er wolle sie an anderer Stelle einbauen.
Wieder einige Tage später konnten wir dann die Streben in den Längen abholen, die wir benötigten.
Und dann konnte es losgehen.
Andreas verschraubte die ersten Geländerpfosten mit der Gangway, verband die mittleren Pfosten hier und da unter Zuhilfenahme gelaschter und gewinkelter kurzer Streben links und rechts mit einem unserer Balken und fummelte (natürlich nicht, ohne brummelig zu werden, denn die Streben waren widerspenstig und weigerten sich vereinzelt in bzw. durch die Löcher zu passen) die Schwarzstahlstreben in bzw. durch die Bohrungen.
Da die langen Schwarzstahlstreben natürlich nicht unseren Dimensionen entsprachen, mußte der Bauherr sie individuell einkürzen.
Alle einzeln auf unsere Maße abgestimmt. |
Die ersten Pfosten, Quer- und Längsverstrebungen. |
Voilà - die Gangway hat ein Geländer. |
Und weil es an der Gangway so gut geklappt hatte, machte er in den folgenden Tagen an den noch ungesicherten Seiten nach demselben Prinzip weiter: Pfosten anschrauben, erst einige Querverstrebungen vornehmen und dann noch die Längsstreben reinfummeln.
Alle Metallteile versah ich mit einer dünnen Schicht Halböl, da geöltes Metall nicht rostet bzw. ich im Internet auf irgendeiner schlauen Seite darüber gestolpert bin, daß man Metall mit Leinöl konservieren kann.
Pfosten mit kurzen Querverstrebungen. |
Und dann auch mit den langen Längsstreben. |
Rundum absturzgesichert. |
Und zum Schluß noch hübsch verblendet. |
Gedanken müssen wir uns nun noch um einen passenden Handlauf machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß Andreas auch dafür wieder eine recht praktikable und optisch angenehme Idee haben wird.