Samstag, 17. September 2016

Die hinterste Ecke


Was der Sommer uns an Sommerlichkeit vorenthalten hatte, machte der Frühherbst im September mit seinen durchaus sommerlichen Temperaturen wett. Und bot uns somit die Gelegenheit, uns mit noch ausstehenden Außenarbeiten zu beschäftigen.
Als da war: den hinteren Teil des Anbaus bzw. der Werkstatt endlich einmal äußerlich anzupassen - eine Aufgabe, die wir ewig vor uns hergeschoben hatten, zumal wir uns nicht so häufig hier aufhalten und das Drama somit nicht unbedingt augenscheinlich war.


Die hinterste Ecke nach dem Pickern.



Unser Vorbesitzer hatte, aus Gründen, die sich uns wieder einmal nicht erschlossen, den rückwärtigen Teil des Gebäudes mit Silikatplatten beklebt, die eine weiße Backsteinwand imitierten. Natürlich schön fest, mit ordentlich viel Kleber. 
Im Laufe der Zeit hatten diese Platten angefangen zu arbeiten bzw. der Zahn der Zeit hatte daran genagt, so daß sich viele von ihnen wölbten, eingerissen waren (und ein super Biotop für Kellerasseln und Spinnen boten) oder sich bereits abgelöst hatten.
Unser Masterplan bestand eigentlich darin, faulerweise eine Lattung anzubringen und das Drama mit Brettern zu kaschieren - aus den Augen, aus dem Sinn. Eigentlich hatten wir nicht viel Lust uns mit dem Pfusch des alten Herren auseinanderzusetzen.

Andreas' Plan B sah, angesichts des grandiosen Wetters, dann doch anders aus. 
Er besorgte eine kleine Diamantschleifscheibe für meinen kleinen Winkelschleifer (nachdem seinen großer Winkelschleifer in Ausführung harter Arbeiten das zeitliche gesegnet hatte - RIP). 
Vor dessen Einsatz bewaffneten wir uns mit Kellen, Spachteln, Hammern und Meißeln und holten den Großteil der falschen Klinker herunter. Wie immer bei solchen Aktionen ging dies streckenweise wie von selbst, an anderen Stellen hingegen pickerten wir Ewigkeiten um briefmarkengroße Stücke von der Wand zu holen.
Dann kam die Diamantscheibe. Zwar mußte der Baumeister den geringeren Durchmesser durch längeres Schleifen kompensieren und es staubte auch ordentlich als er an die darunterliegenden Kalksandsteine gelangte, aber innerhalb eines späten Nachmittags hatte er die Wände bis auf die eigentlichen Steine freigelegt.


Die kleine Diamantscheibe hält, was sie verspricht.


Kalksandstein statt Imitat.

Der Baumeister mischte eines weitern Nachmittags unseren letzten Sack Strandmörtel an und vandskurte die Wand, so daß ich mich am kommenden Tag an das Streichen mit Kalkfarbe machen konnte. 

Gevandskurte Wände.

Diese mußte ich mir farblich Pi-mal-Auge zurechtmischen und stellte nach dem ersten Anstrich fest, daß der zweijährige Sumpfkalk qualitativ um Längen besser ist als der einjährige, weil wesentlich feiner in der Körnung. Beim Nachstreichen der Außenflächen sollten wir uns auf diesen konzentrieren.

Nach einem ersten Anstrich mit pigmentierter Kalkfarbe - quasi Ton-in-Ton.

Nach zwei Anstrichen widmete ich mich dem Sockelbereich, der farblich - analog zum Sockelbereich des Hauses - dunkler sein sollte. Auch kein Problem, großem Pigmentbeutel sei Dank.
Da in diesem Bereich des Anbaus der Dachüberstand nicht so weit übersteht - sprich: normal ist - und es sich um die Wetterseite handelt, beschloß ich, die gesamte Wand mit Kaliwasserglas zu behandeln. Nach einigen Tagen des Trocknens mischte ich mir Kaliwasserglas und Wasser im Verhältnis 1:1 an und besprühte die Wand komplett damit. 
Schon nach kurzer Zeit wies die Wand den typischen, seidenmatten Glanz auf, als Zeichen dafür, daß eine Verglasung stattgefunden hatte. Somit sollte auch diese Wand wasserabweisend sein und zukünftigen Regengüssen, die in unseren Breiten eher von der Seite denn von oben kommen, stand halten.


Gesockelte und wasserglasierte hinterste Ecke.


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