Dienstag, 1. März 2016

होली - Holi, das Fest der Farben


In der Zeit, in der Andreas sich handwerklich in anderen Bereichen austoben konnte, versuchte ich mich an unserem kleinen Zimmer, das einmal unsere Gäste beherbergen soll.

Ursprünglich war dieses Zimmer sowohl von der einstigen Küche als auch vom Flur her begehbar und diente der Schwiegermutter unseres Vorbesitzers als Wohnzimmer - klein aber fein.


Das kleine Wohnzimmer.



Was wir in unserem Entkernungswahn dann vorfanden, war alles andere als witzig: Man hatte damals die Außenwände des Raums geteert. Entweder aus Angst vor eindringender Feuchtigkeit, oder aber vielleicht auch, weil die hinteren beiden Räume einst als Ställe genutzt worden waren (was die zugemauerten alten Stallfenster sowie den alten Ausgang, dessen Spuren wir in diesem Raum noch entdeckten, erklären würde) und die Wände angegriffen waren.


Die geteerten Außenwände.

Teerfarbe zu entfernen ist keine besonders tolle Aufgabe.
Ich machte mich damals mit Hammer und Meißel an den Stellen zu schaffen, die ich erreichen konnte (und einige Stellen wollten sich einfach nicht erreichen lassen...).
Den geteerten Balken rückte ich mit meinem kleinen Winkelschleifer sowie gröbstem Schleifpapier erfolgreich auf die Pelle, Andreas bearbeitete die Wände vor dem Vandskuren mit seinem XL-Schleifer und der Diamantscheibe. Die Devise war: bloß runter mit dem Zeug, auf dem sich regelmäßig Kondenswasser bildete.


Andreas beim Vandskuren.


Da wir hier wieder ein heterogenes Mauerwerk hatten, beschlossen wir der Wand nach dem Vandskuren zunächst einmal eine Lage Spezialfarbe zu verpassen.


Unsere gute Spezialfarbe für spezielle Wände...

Und dann mühte ich mich ab, die Wände erste einmal wieder zu kalken und weiß werden zu lassen, was mir auch nach einigen Lagen Kalkfarbe gelang.
Zwischenzeitlich war es uns auch gelungen eines der beiden hergerichteten Stallfenster einzubauen - zumindest zum Großteil. Die Idee dahinter ist einfach: Licht und Luft. Seit Andreas den Flur am Ende zugemauert hatte, fehlte der Lichteinfall, den die alte verglaste Tür uns geschenkt hatte, und ein wenig Luftzirkulation im hinteren Bereich des Hauses kann nicht schaden, finden wir.


Das gekalkte kleine Zimmer.

Und dann war es Zeit für einen kleinen Farbrausch. Holi für Renovierer, sozusagen...
Ich hatte bereits vor geraumer Zeit diverse Farbpigmente geordert und mich nach langem Hin und Her gegen das Anrühren der Kalkfarbe mit den Pigmenten (ergibt eher Pastelltöne) und für das Lasieren der weiß gekalkten Wände mit Alkali-Kasein entschieden (ist farbintensiver).

Hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach. Man benötigt 1 Kg Magerquark, Borax (ersatzweise Hirschhornsalz, da Borax nicht mehr frei verkäuflich ist), gesumpfte Pigmente und etwas Wasser.
Das Hirschhornsalz wird mit einem Glas heißen Wassers aufgelöst (sprudelt ordentlich und riecht atemberaubend...) und mit dem Quark vermischt. Im Idealfall lässt man diese Mischung mindestens zwei Stunden stehen und voilà: es entsteht Kaseinleim.
Diesem fügte ich die gesumpften Pigmente (ich entschied mich für 100 Gramm Terra di Siena, ein Erdpigment) und bummelig zwei Liter Wasser hinzu. Und dann, bewaffnet mit einem Lasurpinsel (man kann auch einen Schwamm oder einen Lappen nehmen), auf sie mit Gebrüll... :-)
Das Streichen ist an sich nicht schwierig, man muss nur auf Laufnasen achten, da die Lasur sehr dünnflüssig ist und die meisten unserer Wände recht uneben sind, was die Bildung solcher Laufnasen natürlich begünstigt.


Die Wände ...

... nach einem ersten Anstrich.

Da ich den Farbton ein wenig zaghaft fand (ich bin nicht so die Freundin von Pastelltönen), und die Farbtiefe erst durch mehrere Anstriche entsteht (es lassen sich auch verschiedene Farbtöne übereinander aufbringen), entschloss ich mich, ein weiteres Mal zu Lasieren.


Nach einem zweiten Anstrich.

Und da viel manchmal viel hilft, lasierte ich die Wände gar ein drittes Mal - schließlich schwebte mir ein schöner goldener Farbton vor. Das Ganze muss nun nur noch in Ruhe komplett trocknen.


Und nach drei Anstrichen...


... kam ich meiner Vorstellung so langsam näher.


Und da wir so im Farbrausch waren, machten wir gleich in Andreas' Werkstatt weiter.
Nach einer Schicht Estrichbeton (die wir mit Blähton pimpten), sumpfte ich die Pigmente, die wir eigens für die letzte dünne Estrichschicht gekauft hatten. Andreas hatte sich in einer Palette der Zementfarben für einen Gelbton entschieden.
Wir hatten ursprünglich vor der Wahl gestanden, die Werkstatt zu fliesen oder ihr eine Schicht Estrich zu verpassen; da es sich um einen Arbeitsbereich für grobe Arbeiten handelt, entschieden wir uns letztlich für den Estrich, den wir dann aber noch farblich nett gestalten wollten - und zwar nicht mit der üblichen Estrichfarbe, sondern mit Pigmenten.


Oxidpigmente sind farbintensiver als Erdpigmente.


Auch, wenn man sie sumpft.


Und sie geben dem Estrich einen durchaus interessanten Farbton...


... der besonders bei Sonnenschein hübsch aussieht.


Da wir aufgrund des ganzen Gerümpels, das sich in der Werkstatt stapelt, erst einmal von A nach B räumen mussten, konnten wir auch erst einmal nur eine Hälfte der Werkstatt mit dem letzten Finish versehen.
Einige Tage später wiederholten wir also die Umräumaktion und Andreas konnte sich der zweiten Hälfte widmen.


Erst eine Lage Blähton-Estrichbeton...


... und dann einen Hauch Farbe.


Von seinem Vorhaben, auch die noch zu erneuernde alte Hauswand in seiner Werkstatt bunt zu gestalten, hat der Bauherr allerdings Abstand genommen. Wir werden hier, nach den üblichen Maßnahmen wohl ganz einfach auf unpigmentierte Kalkfarbe zurückgreifen.

Dann gelang es dem Bauherrn eines Tages auch (ich hatte mit Engelszungen auf ihn eingeredet), den noch völlig unverputzten Bereich des Schlafzimmerblicks zu vandskuren, so dass ich diesen auch erst einmal kalken konnte.


Der gevandskurte Schlafzimmerblick...


... den ich dann farblich egalisieren konnte.

Ich hatte dem Baumeister aus dem Grund in den Ohren gelegen, weil ich auch diesen Bereich zunächst noch einmal lasieren wollte und wir dann vielleicht auch schon einmal den einen oder anderen Heizkörper an den Wänden platzieren können.

Da Blau eine beruhigende Wirkung haben soll, entschieden wir uns, das Schlafzimmer in einem Blauton zu halten - also zumindest die beiden Wandabschnitte, die später im Sichtbereich bleiben werden, da alle anderen Wände Leichtbauwände aus Holz sein werden.
Also mischte ich mir wieder eine Alkali-Kaseinlasur an, der ich 200 Gramm azurblaue Pigmente hinzufügte.


Direkt nach dem ersten Anstrich...

... beruhigendes Mittelmeerblau.

Ich bin gespannt, wie diese erste Schicht nach dem Trocknen aussehen wird; im nassen Zustand sind pigmentierte Lasuren natürlich äußerst farbintensiv, doch das relativiert sich beim Trocknen wieder.

Das eigentliche Holi findet dieses Jahr übrigens am 16. März statt und dauert in der Regel etwa zehn Tage - wir sind unserer Zeit diesbezüglich ein wenig voraus.


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