Samstag, 6. Februar 2016

Still ruht die Luft


Bedingt durch einen Temperaturabsturz, der sich gewaschen hatte (wir hatten über den Zeitraum einiger Tage Temperaturen von locker minus 13°, und auch tagsüber zeigte der Winter seine Zähne) passten der Bauherr und ich unsere weiteren Pläne dahingehend an, als daß wir unsere Dachvertäfelung komplettieren wollten.

Bereits im vergangen Winter hatten wir damit begonnen die östliche Dachschräge mit Dielen zu verkleiden. Das hatte nicht nur den optisch angenehmen Effekt, daß die wellaforme z.T. unschöne Schalung aus dem Sichtbereich verschwand, sondern schloss auch noch eine Luftschicht zwischen der Dielung und der Dachverschalung ein, die eine dämmende Wirkung hat.


Die gedielte Ostschräge im Vorjahr.


Im Gegensatz zur östlichen Dachhälfte erwarteten uns auf der westlichen Seite unsere drei Dachfenster, die wir bei unseren Arbeiten berücksichtigen mussten.
So gingen uns die ersten Lagen an Dielung spielend von der Hand (messen, ggfs. einkürzen, Nut und Feder verbinden, anschrauben), bis wir an die ersten Fenster gelangten.
Andreas hatte aber natürlich schon einen Plan ersonnen, den wir dann Stück für Stück umsetzten: Kästen aus Dielen für die Dachfenster basteln. In unserem Fall reichten uns für die Arbeiten in der Fläche zunächst die angedeuteten Seitenteile dieser Kästen.


Fenster mit Seitenelementen.

Um die Kästen später überhaupt fixieren zu können hatte Andreas eine hölzerne, rechtwinkelige Unterkonstruktion gebastelt, die er an die Schalung geschraubt hatte, quasi einen kleinen hölzernen Fensterrahmen.
Klingt einfach, aber da das Dach sich in seiner eigenen kleinen geometrischen Welt bewegt (in der rechte Winkel äußerst selten sind), zweifelte er hier und dort an seinen Seh- und Rechenfähigkeiten.

So arbeiteten wir, der Dachgeometrie zum Trotz, brav weiter und dielten Meter um Meter weiter bis wir an unsere Angstbalken kamen.


Dachfenster mit eingekürzten Seitenteilen.

An dieser Stelle entschieden wir zunächst die Kästen für die Fenster anzugehen.
Aufgrund der nichtexistenten Orthogonalität gestaltete sich das Zuschneiden und Anbringen der fehlenden Ober- und Unterseiten der Kästen alles andere als simpel und ließ den Mann am Bau sich regelmäßig die Haare raufen.
Aber er wäre nicht unser Baumeister, wenn er nicht auch diese kleine Schlacht durch wiederholtes Messen, Sägen, Anhalten, Schleifen und schließlich Festschrauben siegreich geschlagen hätte.
Eventuelle Lücken werden wir zu einem späteren Zeitpunkt mittels Holzleisten schließen.


Der fertige Kasten über dem Küchenfenster...


... und die der beiden anderen Dachfenster.


Dann ging es an das Mittelstück.
Hier legten wir die Dielen der Länge nach auf die Angstbalken, fügten Nut und Feder zusammen und Andreas verschraubte die Dielen wo immer möglich, so daß sie fest halten.

Diele um Diele arbeiteten wir uns vor...


... bis (fast) alles an Dachfläche gedielt war.

Da auch hier noch minimale Spalten an den Übergängen sind, die wir so nicht schließen konnten, werden wir auf Leisten zurückgreifen.
Andreas hat diesbezüglich schon mit Wilhelm gesprochen, so daß wir in nicht allzu ferner Zukunft kilometerweise Leisten überall dort anbringen werden, wo unsere Dielung noch Lücken aufweisen sollte.

Interessanterweise tut unsere Massivdämmung trotz dieses kleinen Mankos bereits das, was sie soll: dämmen.
Während des Kälteeinbruchs kamen wir auch in den Genuß von Schneefall. Dieser Schnee blieb auf dem Dach liegen - ein Zeichen dafür, daß es keine Wärmebrücken gibt, und unsere hübsch warme Ofenluft im Haus bleibt.


Auch herbe Minusgrade haben unserer Massivdämmung nichts an.


Bedenken hatte ich allerdings dennoch. Schließlich hatte der Temperatursturz uns eiskalt unter der Woche erwischt, außerhalb unserer regulären Wochenendschichten auf dem Bau.
Um so erstaunter war ich, als ich nach einigen Tagen des Nichtheizens eines Freitags das Haus betrat und tatsächlich noch rudimentäre Plusgrade entdecken konnte.


Den Extremtemperaturen auch ohne Heizung getrotzt :-)


Nun fehlten noch die Giebelwände, die der Baumeister auch noch dielen wollte.
Um die Dielen anbringen zu können, konstruierte er zunächst aus Dachlatten eine Unterkonstruktion und begann, der Einfachheit halber, am Nordgiebel.


Stück für Stück...


... entsteht die erforderliche Unterkonstruktion.


Im Folgenden ging es daran die Dielen entsprechend zuzusägen, miteinander zu verbinden und anzuschrauben. Dies geht am Besten als Team und mit Hilfe einer Schmiege, mit der man den entsprechenden Winkel im Handumdrehen anzeichnen kann. Das Resultat sind angezeichnete Dielen am Stück, die schon fast nach Fließbandarbeit schreien...


Winkel, Schmiege, Zollstock und Bleistift sind monsterhilfreich.



Und wenn man erst einmal einen Anfang gemacht hat...


... arbeitet es sich kinderleicht weiter.

An der Nordwand stellte lediglich das Ausschneiden des Bogens oberhalb des Fensters eine kleine Herausforderung dar, die Andreas mit schlafwandlerischer Sicherheit meisterte.

Ebenso verfuhren wir am Südgiebel: Latten als Unterkonstruktion an die Wand schrauben, dann Dielen entsprechend einmessen, zuschneiden, verbinden und anschrauben.



Erst eine Unterkonstruktion...


... dann die Dielung


... und fertig ist die Holzverkleidung.

Erwähnte ich übrigens, daß wir auch hier den Übergang von Holz zu Wand mit Leisten schließen bzw. kaschieren werden?
Und ich werde das Gefühl nicht los, daß wir noch so einiges an Leisten im Dachbereich verbraten werden... *grien*

Erwähnt sei an dieser Stelle noch einmal, daß sich Temperaturen seit dem Anbringen der Dielen phänomenal positiv darstellen.
Es tritt genau das ein, was Andreas einst prophezeite: die Wände und auch das Holz nehmen die Wärme, die unser Bruno produziert, auf, speichern sie und geben sie langsam wieder ab.

Und: das Auge saniert mit.
Zwar fühlte ich mich unmittelbar nach dem Anbringen sämtlicher Dielen ein wenig an norwegische Blockhütten erinnert, aber wir haben endlich eine einheitliche, relativ helle und insgesamt äußerst angenehme Dach- bzw. Giebelfläche im ersten Stock.



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