Sonntag, 8. November 2015

Tritt ein und sprich Freund


Die Arbeiten im Außenbereich haben wir nun grob abgeschlossen (vom Sockelbereich und der Verkleidung des Anbaus einmal abgesehen - beides Arbeiten, die wir im kommenden Jahr angehen werden). Was nun noch fehlte, war die Haustür in den Windfang einzusetzen. 

Im letzten Jahr hatten wir ein altes zweiflügeliges Exemplar ein paar Dörfer weiter für kleines Geld erstanden und in liebevoller Kleinstarbeit wieder auf Vordermann gebracht (alte Farbschichten abgeschliffen, geölt, mit neuen Scheiben versehen); seitdem ruhten die Türblätter - je nach Raumbedarf - mal hier mal dort und letztlich im Anbau und warteten auf ihren Einbau.


Unsere Haustür im Rohzustand.



Da wir zwar Türblätter aber keine Zarge dafür hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als selber eine Zarge zu basteln. Eine Arbeit, der Andreas eher unentspannt entgegensah, und mir auch immer wieder einschärfte, zukünftig bitte nur noch komplette Türen (also: mit Zarge) zu kaufen. Was ich, von einer Ausnahme abgesehen (er war anwesend, also werte ich das mal als Zustimmung zum weiteren Zargenbau), auch brav getan habe.

Der Beschreibung des Holzes nach tippte Wilhelm bei den Türblättern auf Kiefer und zauberte aus seinem recht üppigen Holzbestand ein wunderschönes Stück Holz hervor, das er für uns abrichtete, Einlassungen fräste, hobelte und in drei Teile sägte.

Diese drei Kiefernstücke bearbeitete Andreas nun dahingehend, als daß er Ausklinkungen machte, damit sie auch passgenau zusammengeschraubt werden konnten.


Den von Andreas vorgenommenen Ausklinkungen sei Dank...


... passen die drei Zargenteile optimal zusammen.


Auf Wilhelms Anraten hin versah Andreas die Seitenteile der Zarge an der Seite, die an die Mauer grenzen werden, mit zwei Einkerbungen über die gesamte Höhe der Seitenteile. Holz arbeitet ja bekanntlich, und es arbeitet noch stärker an Stellen, an denen es auf andere Materialien trifft und an denen man ebenfalls mit unterschiedlichen Temperaturen oder Feuchtigkeit rechnen muss.



Mit Tauchsäge und Führungsleiste schnell zwei Dehnungsfugen zaubern.



Dann ging der Baumeister daran, Auskerbungen für die Türbänder zu machen.

Ich hatte einige alte (und entsprechend hübsche bzw. vom Stil her gut passende) Bänder von den aus dem Haus entsorgten Türen retten können und vor geraumer Zeit schon dahingehend vorbereitet, als daß ich sie von alten Farbresten befreit hatte (Schleifarbeiten jeglicher Couleur prägten zu jenem Zeitpunkt meine kleine Aufgabenwelt innerhalb unseres kleinen Projekts) und geölt hatte (Rostschutzmaßnahme). 

Nun kerbte Andreas mit seinem Steinmetzhammer und Stechbeiteln an den vorher gemessenen Stellen entsprechende Flächen aus, die anschließend die Bänder aufnahmen.


Die Seitenteile der Zarge mit montierten Türbändern.

Um uns späteren Stress und Geaste zu ersparen (die Türblätter sind massiv und wiegen gefühlt eine Tonne je Blatt), montierte Andreas die Zarge in der Küche und wir setzten - quasi als Trockenübung - die Türblätter ein.


Die zusammengeschraubte Zarge.


Das Einsetzen der Blätter erwies sich - Andreas' genauen Messungen sei Dank - als Kinderspiel. Nur leider schlossen sie in der Trockenübung nicht richtig. 
Das lag zum einen daran, daß die Blätter doch noch einige Milimeter zu lang waren (Andreas hatte beide Blätter bereits vor einiger Zeit der Bauöffnung entsprechend im unteren Bereich eingekürzt, den nicht geraden oberen Bereich allerdings ausgeblendet, was sich nun bemerkbar machte), aber der Hauptfaktor war, daß die an den Türblättern befestigten unteren Bänder etwas versetzt eingesetzt worden waren.

Also blieb uns nichts anderes übrig als die Blätter wieder aus der Zarge herauszufischen und den Sitz der Bänder gemäß unseren Maßen zu korrigieren. Klingt einfach, ist es im Prinzip auch. 
Allerdings hatten die Tischler von einst die Bänder mit den heute kaum noch gebräuchlichen Schlitzschrauben versehen (vier je Band), die sich im Laufe der Jahrzehnte (Jahrhunderte?) derart festgesetzt hatten, daß es nahezu unmöglich war, sie wieder zu lösen. 

Ich sah unseren Haustürtraum schon dahinsiechen, aber der Mann am Bau machte das Unmögliche möglich: mit einer Engelsgeduld und eisernen Kraftreserven (die er spät abends, nach dem eigentlichen Abendessen, in Form einer Calzone wieder aufzustocken versuchte... und danach immer noch hungrig war...) löste er die festgerotteten Schrauben und wünschte jede Einzelne von ihnen persönlich zur Hölle als er sie in den Eimer für alte Schrauben und Nägel warf.

Dann passte er die Einkerbung mit einigen gezielten Stechbeitelschlägen an und befestigte die Türbänder mit guten Kreuzschlitzschrauben genau dort, wo wir sie brauchten.
Sein Tun hatte wahre Wunder bewirkt: in der Trockenübung schloss die Tür.


Tür zu.


Im Folgenden machten wir uns daran die Verbarrikadierung der Öffnung zum Windfang zu entfernen und die Zarge einzusetzen.


Zargeneinbau mit schwerem Gerät.

Dann hängten wir die beiden Blätter ein.


Erste Erfolge: die Türblätter hängen so, wie sie sollen.

Nach weitern minimalen Korrekturen (Andreas mußte das Gegenstück zum Schnapper versetzten... Symmetrie bei alten Doppeltüren zu erwarten ist wirklich ein wenig naiv...) passten und schlossen die beiden Blätter wie eine Eins. 

In das vorhandene Schloss setzte Andreas eine Einbausicherung, die ich im Vorfeld gekauft hatte, da wir keine Schlüssel zu dem Schloss hatten, das Schloss an sich aber aufgrund seiner Formgebung auch nicht auswechseln konnten. So konnten wir nach diesem bastelreichen Tag entspannt die Tür abschließen und Feierabend machen.

Am nächsten Tag widmeten wir uns den restlichen Einbaudetails. 
Wie bereits beim Schaufenster, hatte Andreas auch für den Bogen oberhalb der Tür bei Wilhelm Holz organisiert, das er entsprechend zurechtsägte und einsetzte. 
Ferner versahen wir die Tür noch mit einem passenden alten Langschild, alten Türgriffen (beides alter Hausbestand) und einer  alten Drehklingel (alt bzw. gebraucht gekauft) für eventuellen Besuch, man weiß ja nie.

Dann schnappt ich mir die pigmentierte Holzschutzlasur (Farbton aus der Hüfte heraus geschossen  gekauft - Teak - passt aber recht gut, braucht aber bestimmt noch zwei oder drei weitere Anstriche für mehr Farbtiefe) und pinselte die Zarge im Außenbereich entsprechend ein. 
Für den Innenbereich mischte ich mir Terpentinbalsamöl mit Leinöl und erwärmte es vor dem Auftragen. 
Ich bin am Überlegen zudem mit einer Lage Bangkirai-Öl über die neuen Hölzer im Innenbereich zu gehen, um den Farbton des neuen Holzes optisch ein wenig an die alten Hölzer anzupassen (hat bei den Beinen des Waschbeckentischs im Badezimmer auch sehr gut funktioniert).

Auf jeden Fall freuen wir uns wie Bolle über unsere schöne, alte Haustür.


Unsere Haustür von innen...

... von außen...


... und aus der Ferne.

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