Mittwoch, 18. Oktober 2017

Der Wärmeschrank


Bruno, unser massiver Werkstattofen mit seinen stolzen 14 kW, hat uns in den vergangenen drei Jahren treu begleitet.

Renovieren in der kalten Jahreszeit mit Bruno.

In erster Linie hatten wir ihn damals aufgestellt, damit er das Haus und uns warm durch die kalte Jahreszeit bringt. Nebenbei konnten wir ihn mit der Lattung füttern, die einst an den Außenwänden angebracht war, und diese somit sinnvoll verwerten - lediglich vorhandene Nägel mussten wir mit einem starken Ringmagneten wieder aus der Asche fischen, da wir diese nicht im Garten verteilen wollten.




Bruno gelang es damals den mittleren und vorderen Teil des Hauses - also alle offenen Räume - zu erwärmen. Im hinteren Bereich harrten wir der Dinge bis Onkel Peter uns die langersehnte Wärme durch den Einbau der Heizkörper bzw. Anschluss der Fußbodenheizung an unseren Salamander brachte.
Und auch im Umzugswinter ließ uns der Ofen nicht im Stich, unterstützte brav den Salamander oder bescherte uns stundenweise Wärme an kühlen Sommerabenden, an denen wir vom Heizen abgesehen hatten.

Allerdings ist Bruno mit zwei Nachteilen behaftet: zum einen verdrückt er gerne enorme Mengen an Holz (die er, das muss man ihm zugute halten, im Handumdrehen in Wärme umsetzt und auch bei der Größe der Stücke nicht wählerisch ist), zum anderen speichert er die Wärme trotz der dicken Schamotte im Inneren nur bedingt.
In unserer zurückgelassenen Bleibe sind wir einst in den Genuss eines echten alten Kachelofens gekommen. Diesen fütterten wir zwar auch mit ansehnlichen Mengen an Holz und es dauerte eine ganze Weile, bis wir das Resultat spürten, dafür hielt die Wärme aber auch bis zum nächsten Tag und verteilte sich in den offenen Räumen des Hauses.

Also begann ich vorsichtig im Netz zu gucken, was für Alternativen mit guten Speicherfähigkeiten es gibt. Alles unter der Berücksichtigung unserer räumlichen Vorgaben - was das nervtötende Pickern eines weiteren Lochs für den Rauchrohranschluss ausschloss.
Begeistert waren wir (und sind es noch immer!) von Grundöfen. Es gibt auch Bausätze für vergleichsweise kleines Geld und Männer mit goldenen Händen - wie meinem - nur sollten diese auch eine bestimmte Größe haben, um eine gute Wirkung zu entfalten. Leider schied ein Grundofen aufgrund von Platzmangel aus.
Nun hielt ich nach speicherfähigen Öfen nach dem Baukastenprinzip ausschau. Und fand einige Exemplare, unter anderem von namhaften norwegischen und bayrischen Herstellern.
Torben, der Schornsteinfeger unseres Vertrauens, den wir in unser Sinnieren eingebunden hatten (und der uns mittlerweile fast schon liebevoll freaks nennt, da wir anscheinend in kein Ofen- oder Heizungs-Schema passen wollen), war voll des Lobes bezüglich deren Qualität. Leider hätten die meisten von ihnen unser Raum-Loch-Kontinuum gesprengt...

Gelandet bin ich schließlich, nachdem ich vereinzelte, recht positiv klingende Äußerungen in vereinzelten Foren fand, bei der Firma Rink. Diese stellt modulare, an das Kachelofenprinzip angelehnte Öfen her, deren Größe und Leistung je nach Modell variiert.
Angetan von der Idee holte ich einige Angebote für das größte Modell Zermatt ein, das sich allerdings als zu hoch für unseren vorhandenen Rauchrohranschluss entpuppte.
Das nächstkleinere Modell, Arosa, schien zu passen - vorausgesetzt, wir würden uns gegen den angepriesenen Sockel und für die Variante mit Füßen (ist eher selten und Bilder sind nicht so einfach zu finden) entscheiden.
Also: neues Angebot für den Arosa mit Füßen eingeholt und Torben in seine Schornsteinfeger-Kristallkugel sehen lassen. Die Angebote klafften erschreckend auseinander, und auch Torben beharrte nun auf einer Querschnittsberechnung durch den Ofenhändler.
Als wir letztlich beides vereinen konnten (einen relativ günstigen Ofenhändler aus dem Norden, der zähneknirschend eine Vorabberechnung für Torben rüberwachsen ließ - die Torben auch selbst hätte erstellen können, wie er hinterher wissen ließ...), und ich mich dubzig Male bei Torben rückversichert hatte, bestellte ich den Arosa auf Füßen. Mit Sichtfenster - was für's Auge - und Backfach - was für die unausgelastete Hausfrau...

Geliefert wurde zuerst das passende Rauchrohrset, dann, etwa zwei Wochen später, der Ofen in Einzelteilen auf zwei Paletten.
Eines Samstagnachmittags machten wir uns dann an die Arbeit.
Zuerst zerlegten und trugen wir den guten alten Bruno weg; er soll zu Onkel Peter und wohnt temorär geschützt im Carport.
Nach kurzem Säubern der Ofenecke (es hatten sich doch ein wenig Staub und Dreck an den Stellen, die mit dem Staubsauger nicht zu erreichen waren, angesammelt) packten wir den Arosa aus.
Man hatte ihn ab Werk transportgerecht aber nicht unbedingt Aufbauer-gerecht gestapelt, so dass wir alle einzelnen Segmente einmal anheben und umstellen mussten um an das unterste Segment mit den Füßen zu gelangen.
Erwähnte ich bereits, dass jedes der fünf Segmente bummelig 90 Kilo wiegt...?
Zum besseren Heben und transportieren der einzelnen Segmente hatte die Firma Rink eine Metallstange beigefügt, die in die Segmente eingehakt wurde und das Wuchten etwas angenehmer machte. Wir nutzten zudem noch unseren Hund und rollten jedes Teil in die Diele.

Gemäß mitgelieferter Aufbauanleitung stellten wir das Unterteil auf und Andreas richtete es mit Hilfe seiner Wasserwaage aus.


Das unterste Segment steht...

Dann, unterbrochen von regelmäßigen kleinen Päuschen, asteten wir nach und nach die restlichen vier Module erst in die Diele und schließlich auf die jeweils bereits stehende Komponente. 
Dabei mussten wir auch darauf achten, dass die Teilstücke sauber abschliessen und gerade stehen - nicht, dass der Rauch seinen Weg durch eventuelle Schlitze und Unebenheiten finden würde.



... Teile zwei und drei oben drauf...


... nach dem vierten Segment nur noch das fünfte... nur noch...


... und fertig ist die Laube!


Akribisches Abmessen der Rauchrohre.


Voilà: der Wärmeschrank steht.


Wie in der Aufbauanleitung versprochen, gelang es uns innerhalb eines Nachmittags sowohl unseren Bruno abzubauen als auch den Rink Kachelthermo aufzubauen. Und Dank der großartigen hebetechnischen Versiertheit meines Mannes auch ganz ohne fremde Hilfe - die ich zumindest beim letzten Element beinahe geholt hätte, da ich anscheinend des Hebens aber nicht des Stemmens von Gewichten fähig bin und der Bauherr mittlerweile in massives Fluchen übergegangen war um seinem Unmut Luft zu machen... quasi Ofentourette...

Und natürlich konnten wir uns auch bei diesem Ofen einen Probebrand nicht verkneifen... ;-)
Laut Anleitung soll der Ofen langsam aber sicher an seine Bestimmung herangeführt werden und mit langen Pausen (mindestens zehn Stunden) vorsichtig befeuert werden (mindestens viermal), damit sich das Material zum einen setzen und zum anderen an die neue Umgebung (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, etc.) gewöhnen kann.

Von der Wärmespeicherung sind wir positiv überrascht: selbst der relativ kurze erste Brand, nach dessen Abbrand sowohl die Primär- als auch die Sekundärluftzufuhr geschlossen werden sollen, führte zum merklichen Erwärmen des gesamten Ofens.
Während des Abbrands wurde er zunächst an der obenauf liegenden Abschlussplatte warm, gefolgt von den Segmenten, die den Feuerraum umgeben, dann weiter oben im vierten und fünften Segment, und nach Schließen aller Klappen überall - erstaunlicherweise auch im untersten Segment. Und die Wärme hielt sich relativ lange.
Wir sind also gespannt auf Torbens Urteil und freuen uns schon auf den Winter.


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