Sonntag, 23. August 2015

Im Osten geht die Sonne auf - unsere Ostwand erstrahlt in neuem Licht


An einem sonnigen Samstag Anfang August war es soweit: wir rüsteten die Ostwand ein.

Früh am Morgen hatten wir uns mit Wilhelm verabredet und holten das Gerüst, das wir bereits im Vorjahr von ihm gemietet hatten, aus seinem seinem Unterschlupf, dem ehemaligen Kuhstall eines Jagdfreundes. 

Nach dem Abladen, bei dem uns Wilhelm freundlicherweise zur Hand ging (und uns mit Unmengen von Ratschlägen für unser weiteres Vorgehen überhäufte...) begannen wir mit dem Aufbau.



Die erste Lage des Gerüsts.




Stück für Stück ackerten wir uns vor und bauten das Gerüst recht fix, da nun schon ein wenig vertrauter mit Wilhelms Gerüstteilen, entlang der renovierungsbedürftigen Wand auf.


Die erste Hälfte des Gerüsts steht.

Dem unteren Teil der gesamten Wand (bis etwa zum Abschluss der Fenster) hatte Andreas sich dahingehend schon gewidmet, als dass er dort alle restlichen Nägel entfernt und eventuelle Löcher im Mauerwerk verputzt hatte.

Die alten Farbreste bekamen seine neue Diamatscheibe zu spüren; einige Farbreste ließen sich damit komplett entfernen, der Rest ließ sich damit zumindest anrauhen, um die Wand für den nächsten Arbeitsgang, dem Vandskuren, vorzubereiten.


Die neue Diamantscheibe für grobe Aufgaben.

Nun konnte er den oberen Teil der Wand mit den gleichen Methoden angehen wie zuvor den unteren: eventuelle Nägel raus, Löcher mit Kalkmörtel verputzen, Farbe "diamantisieren" und die Wand vandskuren.

Auf das Erneuern der drei angenagten Steine des Fries' verzichtete er aus Gründen der Arbeitsökonomie; zudem waren die Steine nicht völlig beschädigt und werden, da oberhalb des zukünftigen Dachs des Windfangs, nicht unbedingt sofort ins Auge fallen.

Und dann kam wieder unsere Spezialfarbe ins Spiel.
Ich hatte ein paar Tage vorher bei Martin frischen Kuhmist ergattern können, den ich mit Wasser verdünnte, seihte und mit Sumpfkalk vermischte.
Diese Grundierung ist eine Wucht: die Kombination aus Kalk und Harnstoffen frisst sich in alles Mögliche an eigentlich unstreichbaren Untergründen hinein und bildet eine 1A Basis für weitere Streicharbeiten.
Im zukünftigen Wohnzimmer, wo sich an der Südwand einige Sottsteine (stammen aus dem alten Zug und wurden vom Bauherrn sagen wir einmal suboptimal - sprich: im Sichtbereich - vermauert) befanden, die uns Kopfzerbrechen bereiteten, hat die Farbe uns vor größeren Eingriffen bewahrt.
Wir hatten die Option, die Steine teilweise herauszupickern und neu zu verputzen, auf die lange Bank geschoben und gegen die Option, die Flächen mehrfach mit der Spezialfarbe zu streichen getauscht. Ich glaube, ich habe insgesamt vier oder fünf Lagen aufgebracht - ich habe am Ende nicht mehr mitgezählt sondern nur noch ergebnisorientiert stumpf vor mich hingestrichen.
Aber: es hat funktioniert; da haben die alten Bücher, die diese Rezeptur gepriesen haben, recht behalten.


Die Ostwand mit einer Lage Spezialfarbe als Grundierung.

Anschließend ging es an das Anmischen der Sumpfkalkfarbe mit den schwarzen, ebenfalls gesumpften Pigmenten.
Nachdem der erste Anstich mir fast ein wenig hell vorkam (unsere Sumpfkalkquelle hat mittlerweile die Größe und Konsistenz ihrer Gebinde geändert, was zu ein wenig Trial-and-Error führte), pendelte ich mich bei einer Mischung aus gut 10 Kellen Sumpfkalk, vier Bechern Magerquark (zur Bindung/Aufnahme der Pigmente), etwas Soda (Pi-mal-Daumen), 180-200g gesumpften chromoxidschwarzen Pigmenten und einigen Litern Wasser (Augenmaß) ein.
Nach insgesamt vier Anstrichen war die Farbenwelt in Ordnung.


Grau in grau, so soll es sein.

Was nun noch als letzter Schliff kam, war das Hydrophobieren der Kalkfarbe mit Seifenwasser. Dafür erhitzte ich unseren großen Kochtopf mit einer ordentlichen Portion Schmierseife. Das Ganze sprühte ich mit Hilfe der alten Gartenspritze unseres Vorbesitzers auf die gestrichene Wand.
Das Hydrophobieren mit warmem Seifenwasser bewirkt (wie der Name schon sagt), dass die Farbe ein wenig wasserresistenter wird und den Witterungseinflüssen besser standhält.

Dann schlugen wir die Brücke zum hinteren Teil - im wahrsten Sinne des Wortes.


Die Brücke zum hinteren Gerüstteil.

Aus den übrigen Teilen von Wilhems Gerüst setzten wir den hinteren Teil des Gerüsts zusammen, den Andreas mit dem vorderen Teil verband, indem er - wie geplant - den Windfang überbrückte.


Das hintere Gerüst.

Auch hier nahm Andreas die gleichen Arbeiten vor wie im oberen, vorderen Bereich, da er im unteren Bereich schon vorgesorgt hatte.


Nach einer Lage Spezialfarbe...


... und einigen Schichten Kalkfarbe.

Dann ging es an die Regenrinne.
Andreas hatte im nahen Baustoffhandel eine verzinkte Regenrinne samt Fallrohr bestellt und eigentlich auf Thomas, Wilhelms Sohn gebaut, um diese vor Ort zusammenzulöten.
Leider hatte Thomas, saisonal bedingt, einen vollen Terminkalender, und so fuhr Andreas mit der Rinne in diversen Einzelteilen zu Wilhelm - und mit einer zweiteiligen monsterlangen Rinne, locker-flockig auf's Autodach geschnallt - wieder zurück. Auf'm Land ticken die Uhren eben anders... :-)

Für die Rinne hatten wir Haken bestellt, die an den Ortgang geschraubt werden, da Andreas sich ein erneutes Anheben des Blechdachs zum Anschrauben der Rinnhaken ersparen wollte.
Wir hieften die Rinne auf das Gerüst und setzten sie in die Haken. Verbunden haben wir sie mit einem nach dem Flaschenbügel-Prinzip funktionierenden verzinkten Verbindungsteil, das wir bei einem Dachdeckerbedarf entdeckt hatten.


Die Regenrinnenverbindung.

Das Prinzip erstaunte sogar Wilhelm positiv, da mechanisch; uns ersparte es eine weitere Lötaktion. Und es scheint auch wirklich zu funktionieren, denn das über Nacht in der Rinne angesammelte Tauwasser blieb in der Rinne, obgleich der Bügelflaschenverbinder nahe der tiefsten Stelle sitzt.


Die neue Regenrinne.

Da unser Vorbesitzer ein sehr eigenes Gefühl von Geraden und Symmetrie hatte, mussten wir natürlich auch die unterschiedlich langen Bleche des Dachs ausgleichen, damit das Regenwasser auch da landet, wo es hin soll: in der Rinne.
Eigens dafür hatte Andreas Kantbleche mitbestellt, die wir unter die Bleche fummelten und mit Spezialschrauben fixierten.


Die Kantbleche verlängern das Dachblech überall dort, wo es sein muss - also: überall.

Was nun noch fehlte, waren der Ortgang und das Falrohr; beiden widmeten wir uns an einem sonnigen Wochenende - bisher hatten wir wirklich sehr viel Glück mit unseren Sonnentagen, wenn wir sie gut brauchen konnten.
Den Ortgang setzten wir (wie im Vorjahr auf der Westseite) aus lasierten Dielenbrettern zusammen, was zwar insgesamt recht fummelig war (und auch noch der einen oder anderen Nachbesserung in Form von lückenschließenden Blenden oder Hölzern bedarf, da nicht nur die Bleche sondern die gesamte Dachkonstruktion wellaform ist, wie Andreas es so schön nennt), aber sich doch sehen lassen kann.
Das Fallrohr haben wir zwar angebaut, aber zunächst nur provisorisch. Plan ist, das Fallrohr in einer unserer Wassertonnen enden zu lassen und diese mit einem Überlaufrohr zu versehen, welches seinerseits im ursprünglichen Abwasserrohr endet.


Die Ostwand - nun auch mit Regenrinne, Fallrohr und fast fertigem Ortgang.




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