Freitag, 29. Mai 2015

Wir decken ein


Da stand er nun, unser alter, neuer Anbau, der zukünftig einmal den Heizkessel und Andreas' Werkstatt beherbergen soll. Und brauchte als erstes ein vernünftiges Dach.

Leider war Wilhelms Auswahl an Blechen zu gering (das Dach hat eine Fläche von gut 35 Quadratmetern) und auch zu ausgelutscht (er hatte lediglich gebrauchte Bleche, die entsprechend viele Bohrungen aufwiesen). Aber er gab uns den Tip, einmal nach Schafstedt zur Firma Marx zu fahren, da es dort Bleche jeglicher Couleur in diversen Dimensionen zu günstigen Preisen gibt. 

Gesagt, getan. Wir spannten das Auto vor den Hänger und düsten nach Schafstedt, wo uns ein Trapezblech-El-Dorado erwartete. Wilhelm hatte uns nicht zuviel versprochen. 
Zurück kehrten wir mit einem Hänger voller Bleche in ausreichender Menge, die wir am nächsten Tag anbringen wollten.

Zudem hatte Andreas die Idee, zwei Oberlichter einzubauen, um etwas mehr Licht in den Raum zu bringen - neben den sechs kleinen Fenstern und der halbverglasten dänischen Klöntür, die der Raum noch bekommen soll. 
Wir fanden zwei (über ebay Kleinanzeigen) in nicht allzu weiter Entfernung. Sie sollten Andreas' zukünftigen Arbeitsbereich lichtfreundlicher gestalten.


Eines der beiden Oberlichter für den Anbau.


Bei strahlendem Sonnenschein begannen wir am nächsten Tag mit dem Decken.
Auf die Sparren kamen zunächst einmal die Holzweichfaserplatten (Wilhelms verkauftes Glück), die sich auch wunderbar verarbeiten (sprich: befestigen und zurechtsägen) ließen.


Die Holzweichfaserplatten.
Da sie mit einem Nut- und Federsystem ausgestattet sind, gestaltete sich das Verlegen der Platten ähnlich wie bei den Dielen, die wir im Dachbereich verwendet hatten. Nur mit dem Unterschied, dass es sich eben um Holzweichfasern handelt, und die Nute und Federn auch schon bessere Tage gesehen hatten (deshalb auch der unschlagbar günstige Preis...). Und da es eben Holzweichfasern sind, sollte man als ausgewachsener Mensch nicht unbedingt darauf herumlaufen - was aber für den akrobatischen Bauherrn kein wirkliches Problem darstellte.


Die ersten verschraubten Holzweichfaserplatten.


Um zu verhindern, dass Andreas permanent vom Dach herunter und wieder hinaufturnen musste, rief er mir die Maße zu; ich schnitt die Platten entsprechend zu und reichte sie ihm hoch, so daß wir in recht realistischer Zeit Fläche machen konnten. Einzig die Bereiche, in denen die Oberlichter später eingesetzt werden sollten, ließen wir aus.


Das grob eingedeckte Dach.

Nach einer sonnigen Mittagspause im Garten ging es an das Anbringen der Dachlatten. 
Diese sollten, quasi quer über den Sparren, montiert werden, und boten Andreas zudem mehr Trittmöglichkeiten. Er entschied sich für das Anbringen mit Nägeln, da diese Bewegungen besser standhalten können und, anders als Schrauben, nicht brechen.
Im nächsten Arbeitsgang verschraubte er Dachrinnenhalter mit den Latten, da er diese nach der Montage des Blechs nur schwer anbringen könnte.


Das gelattete Dach mit den Regenrinnenhaltern.

Und dann ging es ans Eingemachte: die Bleche verlegen. 
Andreas begann mit der unteren Reihe und verschraubte die längeren Bleche (wir hatten je 9 in 2m und 2,5m gekauft) von der einzige geraden Wand ausgehend. Die kürzeren sollten, mit der Hauswand abschließend und die längeren Bleche überlappend, folgen.


Das erste Blech wird verschraubt.

In der Sonne röstend schraubte sich der Baumeister Meter um Meter voran, bis er an die Oberlichter kam. Ab hier wurde es fummelig, und die einzelnen Bleche mussten passgenau zurechtgeschnitten werden.
Dies kann man mit einem Winkelschleifer mit entsprechender Scheibe machen (sofern vorhanden),  oder mit einem Blechschneider, einem sogenannten Knapper, der sich einmal durch das Blech stanzt und beim Schneiden dünne, scharfkantige Blechschlangen produziert.


Wilhelms Knapper.


Der Baumeister versuchte sich zunächst an Wilhelms Knapper.
Da dieser sicherlich schon bessere Tage gesehen hatte, und da Andreas nicht jeden Tag damit arbeitet, trieb ihn das Gerät zunächst derart zur Verzweiflung, dass er auf meinen kleinen Winkelschleifer zurückgriff. Weitere Schnitte konnten wir damit jedoch nicht machen, da die Scheibe schon sehr verbraucht war und wir auch keine weiteren vor Ort hatten - zum Kauf weiterer Scheiben war es natürlich bereits zu spät geworden.
Also mußte er, wohl oder übel, mit dem Knapper weiterarbeiten - was von da an auch recht gut funktionierte.

Andreas deckte das Dach fertig (mit Ausnahme der letzten beiden äußeren Bleche), und wir machten Feierabend. Zumindest hatten wir das Dach so weit gedeckt, dass der für den kommenden Tag angekündigte Regen kommen konnte.

Was ihm jedoch missfiel, waren die Oberlichter. 
Ursprünglich in einem Spitzboden eingebaut, waren sie für einen anderen Neigungswinkel konzipiert worden, und die an den Dachluken befestigte Schaumstoffdämmung trug auf. Dies hatte zur Folge, dass unser nur gering geneigtes Dach in diesem Bereich an derart an Neigung einbüßte, dass eventuelles Regenwasser sich dort sammeln konnte - was im schlimmsten Fall zum Eindringen von Feuchtigkeit hätte führen können.
Da der Mann am Bau kein Interesse an Stalagtitenbildung in seiner Werkstatt hatte, beschloss er, diesen Mangel am Folgetag zu beheben.

Im Klartext bedeutete dies: die letzten Platten nochmals lösen, den Schaumstoff abfummeln, die vom Schornstein übrig gebliebenen Reste des selbstklebenden Bleibands an den Seiten der Oberlichter so anzubringen, dass es eine sinnvolle Überlappung mit den Blechen gab (was das Regenwasser gut ablaufen lässt), um dann letztendlich die Bleche wieder anzubringen. 
Mit stoischer Gelassenheit bewältigte er diese Aufgabe am nächsten Tag, und brachte dann auch die beiden letzten Bleche an, nachdem wir sie entsprechend zurechtgeschnitten hatten. 


Andreas beim Korrigieren der Eindeckung.


Das fertig eingedeckte Dach.

Wir waren froh, alles geschafft zu haben, und zwar so, dass weder Stürme noch Regen dem Dach etwas anhaben können. Ein beruhigendes Gefühl.




Nachtrag:

Es kam natürlich, wie es kommen musste: die ollen Kunststoffoberlichter hielten am Übergang zum Blechdach nicht dicht. Trotz Andreas' mehr oder weniger liebevollen Korrekturversuchen.


Kleine Leckage nach einigen kräftigen Regengüssen.


Also schwang ich mich ins Netz und organisierte für relativ kleines Geld Dachluken, die (meiner Meinung nach) wesentlich vertrauenserweckender aussahen als die Kunststoffexemplare.
Und da wir so langsam aber sicher sehr international geworden sind, was unsere Baustoffe betrifft (dänisch-baltische Fenster, dänischer Strandmörtel, dänische Fenster und Türen, tschechischer Ofen, polnische Dachfenster, ...) setzten wir nun all unsere Hoffnung in die Oberlichter aus Polen.


Die polnischen Dachluken.

Stabil waren sie, gut verlötet bzw. verschweißt und quasi aus einem Guss; zumindest an den Übergängen gab es keine merkwürdigen Bleischürzen, die vielleicht undicht werden könnten.

So machte sich Andreas ein nunmehr drittes Mal daran, die Blechplatten auf dem Dach zu lösen, astete die Kunststoffluken heraus und verbastelte mit viel Liebe zum Detail die neuen polnischen Vertreter.
Natürlich kam er, da die Maße sich ein wenig unterschieden, auch dieses Mal um das Arbeiten mit Wilhelms Knapper nicht herum, aber man könnte den Eindruck erlangen, daß Andreas und der Knapper sich langsam auf einer arbeitsfreundlicheren Ebene begneten (sein Fluchen war stummer, verbissener Willensumsetzung gewichen...).

Und bisher halten sie dicht, unsere stabilen polnischen Dachluken. :-)


Eine eingebaute, wasserdichte Dachluke.


Nachtrag zum Nachtrag:
und nochmals kam es, wie es kommen musste...
Die Dachluken bzw. das Blechdach um die Dachluken herum waren leider nicht ganz so dicht, wie wir es anfangs dachten.
Immer wieder konnten wir nach einigen starken bzw. monsunartigen Sommerregengüssen (und es gab davon in diesem Sommer gar nicht so wenige) nasse Stellen auf dem Estrich entdecken, die nicht von unserer Kleckerei mit dem Wasserschlauch oder Wassereimern herrührten.

Da half dann nur noch Dachdicht (eine fies klebrige Teermasse), die wir in einer sonnig-warmen Regenpause entlang sämtlicher Überlappungen der Dachbleche bzw. aller ins Auge fallender Fugen verschmierten (klebrige Angelegenheit!) und dann darauf hofften, dass wir keine Lücken übersehen hatten und dass die liebe Sonne dem Zeug beim Verfestigen half.


Andreas beim "Verfugen" der Blechkanten mit Dachdicht.



Und die hübsch verteilte Teer-Fugenmasse.


Und siehe da: endlich richtig dicht, es tropft nichts mehr durch.


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