Sonntag, 17. Mai 2015

Anbau ahoi!


Vor gar nicht allzu langer Zeit begann Andreas mit dem teilweisen Abtragen des alten, dann mit dem Wiederaufbau des neuen Anbaus. 
Da unser Vorbesitzer alles andere als gerade gemauert hatte, kam Andreas die Idee, den hinteren, nicht abgetragenen Teil des Anbaus von innen mit einer zweiten, geraden Wand zu versehen - was auch der Stärke des Mauerwerks zugute kommt. 
Für die Fenster, die wir einbauen wollen, flexte er im hinteren Bereich eine Öffnung, im vorderen Bereich konnte er die Öffnung nach alter Väter Sitte mauern. 


Die Fensteröffnungen des Anbaus, links/vorne gemauert, rechts/hinten geflext.


Um die Fensteröffnungen im oberen Bereich zu unterfangen, bastelte Andreas einen Sturz. 
Dazu kürzte er zuerst die alten, von unserem Vorbesitzer einst als Sparren zweckentfremdeten Stahlträger so ein, dass sie auf den Fensterausschnitten auflagen. 
Dann bastelte er aus den noch in recht ansehnlichen Mengen vorhandenen alten Hölzern sowie einigen Schraubwinden und diversen Schrauben eine Schalung, die er schließlich mit Beton ausgoss. 


Die Schalung für den hinteren Fenstersturz.

Und dann kam das i-Tüpfelchen, der Ringanker. 
Eigens hierfür hatten wir uns sogenannte U-Steine aus Leca und ein ganzes Bündel recht langer Armierungsstangen bestellt. Letztere brachte Andreas entsprechend seiner Bedürfnisse in Form, verzwickte sie mit der angrenzenden Hauswand und zauberte aus ihnen eine filigrane Metallkonstruktion, die er in die aufgemauerten U-Steine legte. 

Die mit der Hauswand verzwickten Armierungsstangen...

... die von ihrer Parallelität dank Andreas' Erfindungsreichtum nichts einbüßen.

Was nun folgte, war das Verfüllen der U-Steine mit Beton (scharfe Mischung), der dieses Mal etwas flüssiger sein sollte, da der Baumeister ihn eimerweise in den Hohlraum schütten wollte. 
Bis auf eine Ladung, die mir zu flüssig geriet (natürlich ausgerechnet an einem Knick, der nicht hunderprozentig vermauert war...) und langsam aus der Ritze floss (die Andreas schnellstens mit Zeitungspapier abdichtete), verlief alles nach Plan. 

Dann ging es an den Dachaufbau. 
Dieser Schritt erwies sich als etwas komplizierter - oder vielleicht haben wir auch nur zu kompliziert gedacht. 
Auf den Ringanker montiert man ein Brett, auf dem dann die Sparren aufliegen und ihrerseits fixiert werden. Gegenüber, also an der Hauswand, nimmt ein massiver Balken die Sparren auf. Dieser Balken liegt auf den Seitenwänden auf. So die Theorie.

Praktisch fuhren wir erst einmal zu Wilhelm, um uns mit entsprechenden Hölzern einzudecken. 
Da gerade Kaffeezeit war, spendierte uns Wilhelm Kaffee und Kuchen und gab uns jede Menge Ratschläge mit an die Hand. 
Bezüglich der Dämmung, vermachte er uns sein Glück in Form eines 40 Quadratmeter Restbestandes Pavatex-Platten. Glück deshalb, weil er die stellenweise nicht mehr so ganz ansehnlichen Holzfaserdämmplatten selbst sehr günstig gekauft hatte - und dieses Glück, so sinnierte er, gebe er nun an uns weiter...  Eigentlich hatten uns eine Dämmung aus grobem Bläton vorgeschwebt, aber da wir in diesem Fall auch noch in eine Verschalung hätten investieren müssen, kam uns Wilhelms geerbetes Glück gerade recht. Da wir außerdem nur eine Dachfläche von knapp 30 Quadratmetern dämmen müssen, reicht der Rest für die Warze, also den Windfang bzw. den neuen Eingangsbereich, den wir noch in Angriff nehmen wollen.  
Als Service des Hauses durften wir wieder Wilhelms Pritsche benutzen um die Sparren, Dachlatten, Pavatex-Platten, OSB-Platten und, last but not least, den 8m langen Balken einmal quer durch das Dorf zu unserer kleinen Baustelle zu transportieren. 
Zu mehr als dem Abladen und Pläneschmieden bei  einem Feierabendbier reichte es an dem Tag nicht mehr. Für Besuche bei Wilhelm muss man - neben einer entsprechenden Menge Kleingeld (seine Preise sind sehr Fair und die Qualität sehr gut) - auch jede Menge Zeit einplanen...

Am nächsten Tag gingen wir die Dachkonstruktion an.
Zunächst befestigte Andreas die zurechtgeschnittenen Auflagehölzer auf dem inzwischen leicht durchgehärteten Ringanker.
Als nächstes asteten wir den Balken mit seinen stolzen 8 Metern Länge auf die vorgemauerten Steine der Seitenwände. Auch das stellte - erstaunlicherweise - kein Problem dar.
Dann machten wir uns daran, die ersten beiden Sparren oberhalb der Außenwände zu montieren. Wiederum kein Problem. Doch dann kam der Baumeister ins Grübeln, was die Höhe des Dachs anging...

Der erste Sparren - zunächst noch auf zwei Steinreihen...

Hektisch und unwirsch fluchend rannte er, mit einem Zollstock bewaffnet, bald hierhin, bald dorthin und begann zu messen und nachzurechnen. Denn auf die Sparren sollen noch die Pavatex-Platten, eine Lattung und schließlich ein Blechdach, analog zum Dach des Hauses. Und bliebe die Höhe so, wie er sie durch seine zwei Reihen vorgegeben hatte, würden wir das Fries, das er im letzten Sommer so liebevoll (und mühevoll) wieder hergerichtet hatte, schlicht und ergreifend im Dach verwursten müssen. 

Nach einer Beruhigungszigarette und einem neuen Plan legten wir Hand an: Andreas löste die beiden Sparren von ihrer Auflage, wir stellten Drehsteifen unter den Balken, hoben ihn vorsichtig an und Andreas entfernte die oberen Steine. Dann senkten wir den Balken wieder auf seine neue Höhe ab. 
Nach erneutem Messen war er zufrieden; durch das Entfernen der obersten Steine hatten wir 12cm gewonnen, das Fries bleibt uns erhalten und auch die Dachneigung ist noch im grünen Bereich. 

Nun ging es an die restlichen Sparren. Wir schleppten sie nach und nach in den Anbau, Andreas rüschte sie an ihrem äußeren Ende ein wenig mit dem Winkelschleifer auf, wir hoben sie in ihre Position - und mussten dann noch einmal nachrechnen, da die Abstände, die wir uns vorgestellt hatten, etwas realitätsfern waren. 
Nach einer weiteren Beruhigungszigarette vermittelten wir die Sparren und brachten sie, mit einer Ausnahme, auf unser neues Maß. Jetzt blieb noch das minimale Austarieren mit Hilfe von Leisten im vorderen Bereich (der nicht so breit ist, wie der hintere, also ist der Winkel, in dem die Sparren aufliegen auch nicht identisch mit dem im hinteren Bereich) und das Befestigen. 


Voilà, die Sparren sitzen!


Und stehen außen hübsch über.

Das Überstehen der Sparren ist gewollt - schließlich soll auch das Dach überstehen und uns ein wenig wettergeschützten Platz für unsere zukünftigen Holzstapel bieten.

Und so feierten wir unser kleines Richtfest - zu dem sich am Ende des Tages auch noch die Sonne gesellte.


Darauf einen Schluck Sekt!

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